Vor unserem Trip nach Tetouan stand die Frage im Raum, wie da hin kommen. Die Stadt ist ungefähr 20 km entfernt. Also Taxi. Gleich nachdem wir beim Zoll einklariert hatten stand schon der erste „Guide“ (auch als Schlepper bekannt) vor dem Boot. 30 Euro würde die Taxifahrt kosten, hin und zurück und er würde das Touristentaxi besorgen. Vorsichtiges Nachfragen bei anderen Marokkanern ergab, dass es mit dem lokalen Taxi die Hälfte wäre. Also haben wir uns an die Straße gestellt und mal geschaut, was so auf uns zu kommt. Keine 30 Sekunden später stand dann das erste blaue Taxi neben uns. Ein recht neuer Dacia Logan mit Dachgepäckträger und einem sympathischen Fahrer. Der Preis war tatsächlich der den wir erfragt hatten - ohne Touri-surcharge Ein paar Minuten später standen wir am Ausgang der Neustadt von Tetouan und haben das wuselige Treiben eines Marktes bewundert. Für die Kinder eine neue Erfahrung, so viele Leute auf engem Raum, jeder Verkäufer preist seine Waren lauthals an, neue, exotische Gerüche. In den ersten Minuten bleiben die Kinder eng bei uns. Juli will gleich in den Kinderwagen zu Jonathan. Nach kurzer Zeit und ein paar frischen Backwaren legen die Kinder ihre Scheu ab und laufen mit staunen Augen durch die Stadt. Tetouan ist für seine Medina (also die Altstadt) berühmt. Sogar die Unesco hat sie zum Weltkulturerbe erhoben. Trotzdem zählen wir 3 andere Touristen. Wir werden bestaunt (v.a. die Kids), gestreichelt (nur die Kids, abgebusselt (ebenfalls nur die Kids) ansonsten von den Standbetreibern nicht angesprochen. Zwei Schlepper versuchen sich an uns, suchen aber relativ bald das Weite als wir klar kein Interesse zeigen. Wir streifen durch die verschlungenen und engen Gassen der Altstadt und verlaufen uns ein bisschen. Hier gibts alles was man zum Leben in Marokko so braucht. Im hinteren Teil der Medina arbeiten die Handwerker an Ihren Kunstwerken. So gegen 1400 geben uns unsere Kinder zu verstehen, dass etwas zu Essen nicht verkehrt wäre. Nur: Weit und breit kein Restaurant! Wir suchen intensiv nach etwas zu Essen. Tee und Süßkram an jeder Ecke aber nix Handfestes. Nach halbstündigen Herumirren, finden wir ein Riad das auch Essen serviert. Wir sitzen im Innenhof des alten Stadthaus neben einem Springbrunnen und lassen uns es schmecken. Die Kinder schließen mit der Tochter der Wirtin heiße und innige Freundschaft. Das Mädchen ist vor allem von Julis blonden Haaren hingerissen und trägt Juli durchs ganze Riad. Trotz Sprachbarriere finden die Kinder schnell in ein gemeinsames Spiel. Auf dem Weg aus der Medina beschäftigen uns die zahlreichen Bettler, die teils verstümmelt an Wände gelehnt um eine milder Gabe bitten. Die Kinder fragen intensiv warum diese Männer so verstümmelt sind. Wir versuchen zu erklären, dass nicht jeder einfach zum Arzt gehen kann und gut versorgt wird und denken uns mal wieder was wir für Glückspilze sind und wie privilegiert unser Leben verläuft. Immer wieder ein guter Reminder für uns und hoffentlich auch ein Fingerzeig für unsere jungen Crewmitglieder, dass das nicht so selbstverständlich ist, wie wir Leben dürfen.
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Juli 2019
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