Hier werden wir versuchen uns regelmäßig zu melden. Ist leider nur per Satellitentelefon und da per Nummernblock möglich. Freut euch auf kurze Texte ;-).
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Was machen wir eigentlich auf den Kanaren? Dem europäischen Winter entfliehen und uns für unseren nächsten großen Sprung vorzubereiten. Wir hatten uns vorgenommen, bei jedem Abschnitt zu überlegen, ob und wie wir weiter segeln wollen. Soll ja Spaß machen. Erster Abschnitt war bis Gibraltar, zweiter Abschnitt sind die Kanaren. Der nächste Schritt ist die Karibik. Der Sprung von den Kanaren in die Karibik, ist der mit Abstand größte Törn den wir bisher gemacht haben. Ca 2.800 Seemeilen oder 19-21 Tage reine Fahrzeit. Kein Stop (Kapverden fallen ja leider aus). Die meisten Boote die hier liegen, fahren jetzt oder in den nächsten Tagen über den Atlantik. Ab 1. Dezember ist dort die Hurrikan Saison vorbei und gilt dann als sicheres Revier. Bis Juni. Unser Plan ist nach Martinique zu fahren. Wir haben für den Trip tatkräftige Unterstützung angeheuert. Mein Bruder wird mitkommen und hoffentlich viele Fische für uns fangen. 3 Erwachsene an Bord zu haben, macht so eine Überfahrt wesentlich entspannter. Es muss ja Tag und Nacht immer jemand das Geschehen um uns herum im Auge behalten. Steuern muss glücklicherweise niemand, das übernimmt der Autopilot (der macht das besser als wir das jemals könnten), aber gucken, dass wir nicht von einem verirrten Frachter überfahren werden, schon. Momentan kaufen wir hier die Läden leer. Im letztem Laden sind wir mit 2 Einkaufswägen voller Konserven, Gläsern und Nudeln zur Kasse gefahren. Die Kassiererin hat gleich hinter uns die Kasse geschlossen und eine Kollegin die Nebenkasse aufmachen lassen. Der Kassenzettel war dann auch 1,5m lang und um uns herum wurde gekichert und groß geguckt, was wir da wohl vorhaben. Was das Shoppingvergnügen etwas trübt sind Kakerlaken. Die Viecher haben die unangenehme Angewohnheit ihre Eier an allen möglichen Orten zu verstecken. So auch zwischen Etiketten von Dosen und in Umverpackungen. Wir fahren daher eine radikale Kur mit allem was an Bord kommt. Auspacken, in Chlorwasser baden, trocknen und in Plastiktüten, Flaschen oder Tupper Boxen neu zu verstauen. Ehrlich, das ist eine Sauarbeit und hält uns seit Tagen auf Trab.
Nächsten Samstag kommt mein Bruder an. Dann ist hoffentlich das Boot noch nicht abgesoffen vor lauter Konserven. Dann warten wir auf das passende Wetter und sind hoffentlich vor Weihnachten in Martinique. Wir leihen uns wieder einen Mietwagen. Bei den Mietwagenpreisen hier ist nur Laufen billiger. Keine Ahnung von was die Verleiher hier leben. Wir bekommen eine richtige Familienkutsche mit Schiebetüren, großem Kofferraum für Kinderwagen und Co. Perfekt. Unser erster Ausflug führt uns zum Teide. Der höchste Berg von Teneriffa und auch von Spanien lockt mit seinen weit über 3000 Meter schon von weitem. Wir fahren durch bewaldeten Hänge (den letzten Wald den ich gesehen habe, war in Deutschland im Juli) auf 2000 Meter Höhe. Hier ist die Baumgrenze und der Blick ist frei auf den Berg, die Landschaft und das dahinter liegende Meer. Die fantastische Strecke führt uns von einem Aussichtsstop zum nächsten. Auf den Teide selber hoch kann man mit einer Gondel fahren. Dazu fehlt uns das nötige Kleingeld, Teile der Crew sind noch zu jung und hätten nicht mitfahren dürfen und ganz ehrlich - 0°C auf der Spitze ist mir schlicht zu kalt (hehehe). Teneriffa ist aber nicht nur ein Naturparadies. Hier gibt’s auch zahlreiche Attraktionen, die vor allem unseren Leichtmatrosen gut gefallen. Besonders der Zoo (Loropark) wird hier immer wieder empfohlen. Leider ist dieser Zoo aber auch so teuer, dass wir das den Kindern wieder ausreden wollen. Dann bekommen wir eine WhatsApp aus dem Blauen von Oma und Opa, die uns auch den Besuch des Zoos empfehlen und uns gleich noch den Eintritt sponsern. Die Vorfreude ist riesig. Wir entern den Park und sind begeistert von der Aufmachung, der Präsentation der Tiere und den Shows. Die Kids schauen gebannt den Seelöwen, Delfinen und Orcas zu. Felix nimmt gleich die Seelöwen in die immer länger werdende Liste an Lieblingstieren auf. uli flirtet mit einem jungen Löwen hinter der Glasscheibe. Juli gefällt ihm so gut, das er ein paar dicke Kratzer in die Scheibe macht, als er versucht sie abzubusseln. Der Löwe lässt Juli bei dem gesamten Rundgang um das Gehege nicht mehr aus den Augen. Am Ende des Tages stellen wir alle fest, dass es sich um einen wirklich tollen Zoo handelt. Danke, Oma und Opa für den Tag! Die Nacht war ja etwas unruhig, dank des Schwells auf unserem Abenteuer Ankerplatz. Am Morgen haben wir dann mit tiefen Augenringen flugs den Anker aus dem Sand raus gerissen, eingeholt und verstaut. Der Wind weht aus einer seltenen Richtung. Aus Osten. Das soll uns aber sehr recht sein. Mit schönem Rückenwind geht’s um Fuerteventura rum. Unser Ziel ist Teneriffa. 100 Seemeilen, das bedeutet bei Sonnenaufgang ankommen. Der Wellengang hält sich in angenehmen Grenzen. Die Kids verziehen sich nach dem Mittagessen unter den Cockpittisch und chillen. Segeln macht müde. Irgendwann liegen auch Kathi und Jonathan und pennen. Nur ich hocke auf dem Steuersitz, trinke Kaffe und lese ein spannendes Buch. Luna zieht mit 5 Knoten gemütlich durchs Wasser. Die Crew verpasst, wie wir in 10 Meter Entfernung an einer treibenden Europalette vorbei segeln und der Wind auf die eigentlich übliche Nordost Richtung dreht. Wir kommen gut voran. Kurz vor Sonnenuntergang fangen die Wellen etwas unangenehm zu werden. Julis’ Nase wird grün und sie lässt sich das Mittagessen noch einmal durch den Kopf gehen. Das hindert sie aber in keinster Weise fröhlich weiter zu futtern. Kathi muss auch mit dem Würgen kämpfen. Nur den Jungs geht’s noch ganz gut. Jetzt beißt auch noch ein Fisch. Kathi zieht heldenhaft das Ungetüm der Tiefsee raus, zerlegt und filetiert unseren Fang. Nach Abendessen ist leider keinem recht zu mute. Also wandert der Fisch in den Kühlschrank. Als es dunkel ist, krabbeln alle, bis auf mich, dankbar in die Kojen und schlafen ihr Unwohlsein aus. Auch das gehört immer wieder dazu. Seekrankheit trifft die meisten Menschen. Das Gute ist, ist man 2-3 Tage unterwegs, wird’s besser. Der Wind nimmt etwas zu und Luna will schnell weiter. Da wir aber nicht so gerne mitten in der Nacht ankommen, reduzieren wir die Segel und zuckeln mit 6 Knoten über die steiler werdenden Wellen. Die Welle kommt von der Seite und bricht sich zwischen den Rümpfen. Alle paar Minuten kommt eine vorwitzige Welle und klopft von unten an. Mal mehr, mal weniger. Bei mehr, klingt das so wie ein Kanonenschlag und es vibriert ganz ordentlich. Bei den ersten Malen schaue ich noch raus. Später wächst mein Vertrauen und ich nehme hin, das Luna ein bisschen was abkriegt. Kathi erzählt mir am nächsten Morgen, dass sie bei den harten Schlägen jedes Mal aufgewacht ist. Also wieder nix mit Nachtruhe. Alles nicht so einfach mit der christlichen Seefahrt. Ein paar Meilen vor der Einfahrt in Santa Cruz, funke ich den Controller vom Hafen an und melde uns an. Hier ist ganz ordentlich was los. Überall liegen Ölplattformen vor der Insel herum und es gibt regen Schifffartsverkehr. Ein Frachter meint, das es ok ist, uns fast zu überfahren. Nachdem ich einen Haken schlagen muss (unter Segeln hat man Vorfahrt, die Frachter müssen ausweichen), macht er doch seinen Suchscheinwerfer an, um zu gucken, ob wir schon in seinem Ankergeschirr hängen. Da ist der Kahn schon so nah, dass ich das Weiße im Auge des Kapitäns sehen kann. Zum Sonnenaufgang wacht die Crew auf. Die Kinder freuen sich auf den neuen Hafen und die Seekrankheit ist längst vergessen. Wir laufen im goldenen Morgenlicht in den Hafen ein. Kathi zirkelt uns die hinterletzte Ecke des vollen Hafens. Das Spiegeleier-mit-Speck-Frühstück schmeckt allen so richtig. Genau das richtige nach so einer Überfahrt. Die Kids sind schon ganz heiß aufs Entdecken der Insel und ich freue mich schon morgens auf eine lange Nacht mit tiefen Schlaf.
In Gran Tarajal waren wir gut aufgehoben. Relativ viel Wind war vorhergesagt und wir hatten keine Lust Ankerwache zu schieben. Der Hafen ist gegen die meisten Windrichtungen gut geschützt. Schöne Strände sind nah und die Stadt ist angenehm untouristisch aber trotzdem entwickelt. Also genau das was wir brauchen. Eines der Highlights für Familien mit Kindern auf Fuerte sind die Höhlen der Piraten. Vor ein paar hundert Jahren sind die Kanarischen Inseln immer wieder von Piraten überfallen worden. In den Höhlen, haben sie ihre Diebesbeute gelagert und dann zum Abtransport fertig gemacht. Die Höhlen liegen auf der Wetterseite der Insel, also die Seite, gegen die die See permanent anrennt. Nachdem es seit ein paar Tagen ordentlich weht, steht auch eine gescheite Welle. Nach einem spektakulären Aufstieg am Abgrund hoch über dem tobenden Meer, steigen wir in die dunkle Höhle ein. Von zwei Seiten brandet die See an die Höhleneingänge, was man in der Höhle an dem Zug und dem Lärm spürt. Felix und Julia sind gleich in ihrem Element und klettern in der Höhle herum. Zusammen erkunden wir die Höhle und klettern über große Steinberge und Felsen in das Innere. Leider benutzen nicht nur die Möwen das Ende der Höhle als Toilette. Trotzdem ein tolles Spektakel, so nah an der wilden Seite des Ozeans zu stehen und die rohe Gewalt zu spüren. Der Wind für die nächsten Tage ist wieder auf ein angenehmes Maß vorhergesagt. Zeit für uns weiter zu ziehen, auf unserer Reise in den Süden. Wir segeln zur Südspitze von Fuerteventura. Laut Revierbeschreibung gibt es hier einen Ankerplatz für Abenteurer. Angeblich gut geschützt, schöner Strand und und nix los. Also genau unser Ding. An der Südspitze von Fuerte gibt’s nicht viel mehr als ein paar Fischerhäuser, ein cooler Leuchtturm und sonst Mondlandschaft pur. Hier kann man an klaren Tagen wohl das Ende der Welt sehen.
Wir werfen den Anker vor einem schönen Sandstrand. Alles schön und gut, nur: es steht ganz ordentlich Schwell in der Bucht. 100 Meter weiter brechen sich die Wellen am Strand und die Nacht wird etwas unruhig. Wir hatten am Abend den Anker dermaßen in den Boden gerammt, dass er vermutlich auch in einen veritablen Sturm gehalten hätte, trotzdem: wenn die vier Wände die ganze Nacht rollen, die Brecher am Strand lärmen, schläft’s sich nicht so gut. Ok, das meinten der Revierführer wohl mit Abenteuer. Eigentlich wollten wir gestern schon weiter in den Süden von Fuerteventura. War nur wieder mal kein Wind. Also haben wir unseren Anker im Sand von Puerto del Rosario stecken gelassen und haben einen weiteren Strandtag eingelegt. Für heute war flotter (knapp 20 Knoten) Wind aus der richtigen Richtung vorhergesagt. Wir haben gemütlich gefrühstückt und dann uns und Luna auslaufbereit gemacht. Als wir den Anker schon eingeholt hatten, kamen unsere neuseeländischen Segelfreunde in die Bucht rein. Wir haben kurz gezuckt, ob wir vielleicht doch noch bleiben sollten, sind aber standhaft geblieben und raus auf’s Meer. Draußen auf See hat uns dann der versprochene Wind erwartet. Unser Lieblingswind ist der sogenannte achterliche Wind. Also der von hinten weht. Dieser Wind ist für Katamarane wie geschaffen. Das tolle daran ist, man merkt kaum, das Wind geht. Der Fahrtwind (nach vorne) zieht sich von dem Wind der eigentlich (von hinten) weht ab. Die Segler nennen das wahrer Wind (der weht) und scheinbarer Wind (der auf dem Schiff in Bewegung herrscht). Das ist so, wenn bei euch ein Wind mit 100 km/h weht und ihr mit dem Auto 100 km/h mit dem Wind fahrt. Dann ist, wenn ihr das Fenster aufmacht, auf einmal kein Wind mehr. Wehe jedoch ihr dreht um und fahrt mit 100km/h gegen den Wind. Dann sind’s 200 km/h Wind! So war das bei uns heute. Zügiges Segeln, ohne das sich schnell anfühlt. Luna ist gefahren wie auf Schienen. Keiner war seekrank, alle Happy. Wir haben uns mit den wichtigen Themen auseinander gesetzt wie Kaffe trinken nach Walen zu gucken (erfolglos) und über unsere Zeit nach der Reise zu sinnieren. Nachmittags haben wir dann in Gran Tarajal angelegt. Einem kleinen, unaufgeregten Ort. Von hier wollen wir die Insel mit einem Auto ein bisschen besser kennen lernen.
Um alle Klischees noch mal voll zu bestätigen, das so eine Reise wie ein Urlaub ist, hier ein Video unseres Ankerlebens. Ist wirklich jeden Tag so.
Endlich ist Kathi wieder mit den Kids zurück. Puh, das wurde aber auch Zeit. Unsere Freunde Christian und Christine sind auch für eine Woche mit gekommen, um das Bootsleben kennen zu lernen und mit den Kindern Schwimmen zu lernen. Die beiden sind Schwimmprofis vor dem Herrn. Wir verlassen die Hauptstadt von Lanzarote und fahren zur Südspitze der Insel. Hier gibt es eine schöne Marina mit eiskalten Pool. Wir gehen aber auch in diese Marina weil in den nächsten Tagen Ostwind angesagt ist. Das ist eine Windrichtung, bei den die meisten Buchten nicht mehr sicher so angenehm sind. Ostwind heißt auch: heißer Wüstenwind mit Sand im Gepäck. Wir genießen die knochentrockene Luft und die warmen Temperaturen. Wenn’s uns zu heiß wird, gehen wir ins warme Meer (25°C) oder in den saukalten Pool (kurz vorm Gefrierpunkt). Nach 2 Tagen dreht der Wind wieder auf die übliche Richtung und wir gehen endlich wieder ankern. Eine wunderschöne Bucht mit tollem Sandstrand erwartet uns. Wir werfen den Anker auf 7m Wassertiefe und fahren den Haken ordentlich ein. Wir wollen ja beruhigt schlafen können. Die Kinder plantschen, schwimmen und buddeln was das Zeug hält. Ich gehe mal wieder Tauchen, um das Unterwasserschiff zu streicheln und zu gucken, ob noch alles ok ist. Nach getaner Arbeit schwebe ich auf vielleicht 3 Meter im türkisen Wasser, Luna schaukelt über mir und das goldene Sonnenlicht schimmert an ihren Rümpfen vorbei. Unter mir gründeln ein paar Fische und schnappen nach den Muschel und Krebsen, die ich von Lunas Rumpf gerade gekratzt habe. Fantastisch. So hatte ich mir das vorgestellt. Abends kochen wir was schönes zusammen, bringen dann die Kids ins Bett und sitzen danach im Cockpit zusammen. Die Tage vergehen wie im Flug. Nach einer Woche ist es leider Zeit für Christian und Christine wieder heim zu fliegen. Damit sie ihren Flieger erwischen, segeln wie weiter nach Fuerteventura.
Der Name bedeutet ja starker Wind. Auch hier wieder mal Fehlanzeige. Wir treiben mehr als das wie segeln. Trotzdem haben wir einen entspannten Nachmittag auf See und kommen Abends in Puerto del Rosario an, der Hauptstadt von Fuerte. Wir ankern im Hafenbecken und haben einen letzten gemeinsamen Abend. Morgens um 6.00 Uhr bringe ich die beiden traurig mit unserem Dinghy zum Ufer schon entschwinden sie wieder nach Deutschland.Uns gefällt es hier gut. Eine ruhige, kleine Stadt, großer Supermarkt vor der Tür schöner Strand ums Eck. Ankern kostet ja nichts - auch das tut unserer Reisekasse gut, nach all den Aufenthalten in den Marinas. |
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Juli 2019
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