Wir bleiben noch einen Tag in der Bucht. Ich versuche mein Ungeschick mit dem Prop des Außenborders mit der Tauchflasche ungeschehen zu machen, scheitere aber krachend an der Wassertiefe, Größe des Suchgebietes und letztlich am Füllstand der Tauchflasche. Die Wettervorhersage seuselt uns ins Ohr, dass es leichte, achterliche Winde Richtung Korinth geben soll. Dort wollen wir unsere Freunde Tobi und Anna aufgabeln und dann durch den Kanal von Korinth fahren. Leichte, achterliche Winde? Genau unser Ding. Wir entscheiden uns Abends - wenn die Kids schlafen - los zufahren und Mittags anzukommen. Spätestens als wir die Bucht verlassen, merken wir, dass bei der Vorhersage was nicht stimmt. Der Wind kommt von vorne und leicht ist er auch nicht. Wir kreuzen gegen den Wind. Der wird immer kräftiger und es beginnt nicht ein lauer-Abend-Törn zu werden, sondern es sieht eher nach stark-Wind-von-Vorne-und-Gischt-kommt-über aus. Luna kämpft sich die ganz Nacht tapfer voran. Der Wind dreht alle paar Stunden, so dass wir kurz tatsächlich achterliche Winde haben. Ich checke in meiner Wache regelmäßig unsere treue Wetter Website windy.com. Dort glauben die Meterolgen immer noch an leichte Winde aus der richtigen Richtung. Am Morgen stehen wir dann kurz vor Korinth und bekommen es noch mal richtig ab. Der Windanzeiger geht Richtung 30 Knoten später auch auf 40 knoten - Windstärke 8 immerhin. Mittags kommen wir dann etwas zerzaust in dem Hafen an. Wir alle freuen uns auf einen schönen Anleger (kaltes Getränk und ein paar Knabbersachen) und eine ruhige Nacht ohne Wind und Welle. Bei der Einfahrt in den Hafen rutscht uns das Herz in die Hose. Die paar Boote, die an der rauen Betonwand liegen, machen Bewegungen wie Schaukelpferde. Der Wind schickt seine Welle um die Kurve ins Hafenbecken rein. Es gibt keine ordentlichen Poller zum festmachen. Der Hafen ist verlassen und vergessen. Alles ist kaputt. In unserer Verzweiflung zimmern wir unsere Luna in eine Lücke rein und benutzen unsere längsten Leinen, um an obskuren Strukturen im Hafen festzumachen. Ich traue mich nicht mehr an Bord, so heftig wird Luna immer wieder an die Wand geworfen. Noch halten unsere Fender Luna von der rauen Betonwand ab. Nach ein paar Minuten, legen wir wieder hastig ab. Das ist uns zu heiß hier. Anna und Tobi sitzen noch im Bus und sind erst in einer Stunde in Korinth. Da bleiben wir lieber noch auf See. Wir fahren draußen hin und her und warten auf bessere Zeiten. Als die beiden im Hafen sind, erklären wir ihnen per Handy was sie tun müssen. Kathi fährt nahe an die raue Hafenwand ran. Ich springe mit einem Seil in der Hand über, drücke es Tobi in die Hand („mach’s irgendwo fest!“) und schiebe die verdutze Anna auf die Luna. Dann husch, husch noch die Taschen und Tüten über die Reling geworfen, Tobi mit samt der Leine eingesackt und zurück auf See. Vielleicht nicht der entspannteste Start in ihren Urlaub aber anders ging’s einfach nicht. Wir melden uns beim Kanal von Korinth per Funk an und bitten um Durchfahrtserlaubnis. Der Controller hat Mitleid mit uns und lässt uns im inneren Hafenbecken warten. Hier steht zwar immer noch ein sehr amtlicher Wind aber dafür keine Welle mehr. Endlich kommen wir zu unserem Anleger (heilige Tradition auf der Luna) und können Hallo zu unseren Besuchern sagen. Eine erholsame Stunde später, bekommen wir per Funk Anweisung, hinter einem Passagierschiff in den Kanal einzufahren. Der Kanal von Korinth ist ein weiterer Ort von dem wir immer geträumt haben. Er ist nur 25 Meter breit und ist tief in den Stein gehauen. Wir müssen den Kopf in den Nacken legen, um den Himmel über uns zu sehen. Hier unten herrscht eine angenehme Kühle und der Wind ist weg. Die Kinder holen ihre Trompeten-Conch raus uns testen die Akustik. Wild trötend fahren wir so dahin. Ein toller Ort und definitiv ein Erlebnis hier durchfahren zu dürfen. Nach 20 Minuten sind wir auf der anderen Seite des Peloponnes und ankern neben der Einfahrt. Auf der Seite weht kein Lüftchen und wir fallen wie die Toten in die Kojen.
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Wir verlassen das erstaunlich coole Patras. Der Crew verlangt es nach Bademöglichkeiten. Also fahren wir zur nächsten Stadt, die eine Bucht hat und ankern. Die Stadt hat wenig mit Tourismus am Hut, entsprechend entspannt geht es zu. Die Kinder genießen das Baden. Wir lassen hier die Seele ein paar Tage baumeln und ich begehe einer große Eselei. Unser Außenborder performt seit den Bermudas nicht mehr so richtig. Das bringt in mir eine ganz ehrgeizige Saite zum klingen. Also schraube ich den Vergaser raus, reinige ihn gründlich und stelle ihn neu ein. Dann optimiere ich noch hier und da herum. Und tatsächlich: unser treuer Quirl spring prompt an und fährt wieder wie in den guten alten Zeiten. Mein technisches Selbstbewusstsein steigt ins Unermessliche. Wir hatten auf der Atlantiküberquerung auf den Bermudas einen alten Außenborder im Schrott gefunden und um den besseren und schnelleren Propeller erleichtert. Auf den Bermudas wollte unser Außenborder aber nicht so recht mit der neuen, schnellen Schraube drehen.
Dank meines neuen Selbstbewusstsein, schraube ich - wild entschlossen - den neuen Prop wieder dran. Im meinem Eifer sichere ich die Schraube nur lauwarm („nur mal kurz ausprobieren. Dann kommt der alte Prop eh wieder dran“). Das Ende vom Lied: Ich sitze im Beiboot gebe Gas und Huiiiiiii ist der Prop samt Mutter und Abstandsscheibe im trüben, 10m tiefen Wasser weg. Klasse. Jetzt haben wir keinen AB für absehbare Zeit mehr. Alle Läden in Griechenland haben die nächsten 3 Wochen zu („Sommerpause“), die so was haben könnten. Und die Abstandsscheibe kostet auch nur 54 Eur. Na dann. Row, row the boat ist jetzt wohl mein neues Thema. Nach der Aufregung in der Straße von Messina erwartet uns bleiernde Flaute an der Südküste von Italien. Wir schmeißen mal wieder den Motor an und tuckern langsam Richtung Griechenland. Erst kurz vor den ersten griechischen Inseln fängt der Wind an richtig Gas zu geben. Wir fahren stark gerefft mit 7 Knoten durch die Düsen, die sich zwischen den Inseln bilden, hindurch. Wir fahren im Morgengrauen an unzähligen Fischerbooten entlang den Golf von Patras hoch. Nach 2 Tagen und 2 Nächten kommen wir in Patras an. Die Marina, die wir aufsuchen wollen, ist durch einen Frühlingssturm zerstört worden. Der Hafenmeister winkt schon von Weitem und schickt uns bedauernd in den Stadthafen. Hier liegen wir mitten im Hafenbecken neben Schleppern und Fähren etwas unruhig aber dafür maximal zentral. Ella, die Cousine von Felix, Juli und Joni, hat sich angekündigt. Sie macht mit ihrer Familie in der Nähe Urlaub und will mit uns zusammen den Peloponnes umsegeln. Die Kids fiebern schon seit Wochen auf Ellas’ Besuch hin. Am Nachmittag steigt Ella endlich aus dem Bus aus und bei uns auf die Luna. Griechenland ist zwar der Teil der EU aber behält sich ein paar Extralocken für Segler vor. Wir müssen ein Crusing Permit kaufen. Alles soweit kein Problem. Ich düse um 16.00 los und frage mich bis zur Hafenpolizei durch. Dort angekommen werde ich zum neuen Hafen geschickt nur 6km weiter weg. Also schwinge ich mich auf unseren Bordtretroller und fahre zum neuen Hafen. Dort schaut mich der Hafenpolizist von uns bis oben an, wie ich verschwitzt mit Roller und Rucksack ankomme und fragt, was ich denn wohl hier von ihm möchte. Ich erkläre wortreich um was es geht. Er taut auf und führt mich zu seinen Kollegen. Dort werde ich ausgefragt, woher wir kommen und was wir hinwollen. Ich erzähle von unserer Reise, zeige Fotos von unseren blonden Kindern und erkläre, warum wir extra aus der Karibik ins Mittelmeer und speziell nach Griechenland gesegelt sind. Mittlerweile werde ich von einer Schar Küstenwächter umringt, die begeistert zuhören. Leider können mir die Jungs nicht helfen. Es wird hin und her telefoniert, was am besten zu machen sei. Nach einer halben Stunde, schüttel ich zum Abschied der halben Wache die Hände und bekomme eine Polizeieskorte zur Seite gestellt. Das erste mal im Leben sitze ich in einem Streifenwagen und werde kreuz und quer durch die Stadt gefahren. Die Beamten sind sehr nett und fragen mir wieder Löcher in den Bauch zu unserer Reise. Sie stellen mir den richtigen Beamten vor. Der erklärt mir, wie ich zu dem Crusing Permit komme. Dafür muss man auf einer griechischen Website seine Daten und die Iban eingeben. Man bekommt eine Email die man ausdruckt und zur nächsten Bank trägt. Dort zahlt man 50 Euro ein und geht mit dem Beleg wieder zu dem netten Küstenwächter. Leider haben alle Banken zu, so dass ich am nächsten Tag noch mal das Spiel von vorne starten. Als das Bezahlen am nächsten Tag erledigt ist, sitze ich nochmal 1,5 Stunde bei den Küstenwächtern bis alles kopiert, gestempelt, unterschrieben und von mir verstanden ist. Das ist definitiv das aufwändigste Verfahren, das wir bisher über uns ergehen lassen mussten. Trotzdem, war es eine lustige Erfahrung und alle waren ausgesprochen höflich und nett. Nachdem wir nun legal in Griechenland sind, feiern wir unsere Ankunft in Patras Downtown mit einem griechischen Mittagessen und schlendern durch die quirlige Innenstadt.
Sobald die Sonne am Stromboli untergeht ziehen wir unseren Anker aus dem Vulkanschutt hoch und fahren um die Insel herum. Hier dümpeln schon ein paar andere Segelboote. Wir stellen die Motoren aus und lassen uns in einer Meile von der Insel treiben. Von See aus hat man einen fantastischen Blick auf den spuckenden Vulkan. Alle paar Sekunden fliegt rot glühende Magma in den dunklen Himmel. Alle paar Minuten rumpelt es und der Himmel wird hell erleuchtet. Die ausgestoßene Lava kullert den Berg runter und landet zischend im Wasser. Felix und Julia dürfen ausnahmsweise etwas länger aufbleiben und wir genießen das Schauspiel am Berg. Die Kinder hopsen vor Aufregung im Cockpit herum und können sich nicht satt sehen an dem Spektakel. Wir lassen die Motoren an, bringen die Kids ins Bett und setzten Kurs auf die Straße von Messina. Nach 5 Nächten auf See, sind wir froh um jede Minute die wir schlafen können. Einer liegt bei den Kindern im Bett und der andere hält Wache und schaut nach anderen Schiffen und hält unsere Luna auf Kurs. Am frühen Morgen schält sich Sizilien und das italienische Festland aus dem Dunst. Die Straße von Messina ist auch so ein Revier vor dem Segler Respekt haben. Viel Verkehr, wenig Platz sehr starke Strömung und oft ungünstige Winde. Die Strömung kann mehr als 6 Knoten haben, was eine Durchfahrt für ein Segelboot unmöglich macht (siehe Odysseus - der hatte hier auch die ein oder andere unangenehme Erfahrung gemacht). Die Strömung ist gefürchtet, da sich richtige Whirlpools bilden, die auch größeren Booten Probleme machen können. Wir hatten unsere Ankunft in der Straße so getimed, dass wir in relativ schwacher Strömung einfahren können. Die Whirlpools sind dann auch glücklicherweise relativ klein und machen unserem Autopiloten keine großen Probleme. Der Schiffsverkehr hält sich auch in Grenzen nur die Schwertfischfängerboote halten uns bei Laune. Diese Boote fahren dahin, wo die Schwertfische hinschwimmen. Ohne Rücksicht auf Wegerecht oder sonstige Nebensächlichkeiten. Nur vor dem Kriegsschiff, das uns entgegenkommt, halten sie erkennbar Abstand. Diese Boote gibt’s so nur hier. Ein relativ kleiner Kahn mit einem richtig hohen - ich schätze mal so 30m - Stahlmasten drauf. Hier sitzen 2 Mann und halten Ausschau nach den wertvollen Fischen. Ein weiterer 30m langer, horizontaler Stahlmast nach vorne rundet das Bild dann ab. Dort sitzt der Harpunierer. Bei unser Fahrt durch die Straße zieht eine Gewitter über uns auf. Die Jungs auf dem Stahlmast bleiben lässig auf 30m und gucken nach Fischen - Respekt. Man sagt der Straße auch die Präsens von Seeungeheuern nach. Wir sind entweder zu früh am Morgen unterwegs oder haben Glück. Die Durchfahrt ist aufregend aber letztlich spuckt uns die Strömung auf der Höhe von Reggio di Calabria wieder aus und wir können Kurs auf Griechenland nehmen.
Unsere Nordatlantikrunde haben wir ziemlich genau nach einem Jahr auf dem Wasser in Cartagena beendet. Bei der Einfahrt in Cartagena saßen Felix und Julia auf dem Salondach und haben sich wie Schnitzel gefreut wieder in Cartagena zu sein. Felix hat seine Trompeten Conch von den BVIs rausgeholt und laut seine Freude raustrompetet. Unsere Freunde Yolanda und Antonio standen winkend am Steg und haben uns zur Begrüßung in die Arme genommen. Hinter uns liegt ein Jahr voller Eindrücke, Freiheit und Zeit für uns als Familie. Wir bleiben ein paar Tage in Cartagena, feiern Felix Geburtstag mit Yolanda und Antonio nach und werden in die Geheimnisse des Tapas Essen eingeführt. Unsere Bäuche nehmen erschreckende Ausmaße an, ob der Schlemmereien die Yolanda hervorzaubert. Die Kids sind sofort wieder ganz dicke mit den Marineros und sausen mit Alberto dem Hafenmeister im Golfcart durch die Marina. Alle 3 stehen sofort Hola-schreiend an der Reling wenn ein Marinero im Golfcart vorbei fährt. Das Wetter sieht günstig aus, also setzen wir schweren Herzens die Segel und verlassen diesen netten Ort mit seinen herzlichen Menschen. Auch wenn wir jetzt den Kreis am Nordatlantik geschlossen haben, wollen wir jetzt das nächste Kapitel der Reise aufschlagen. Im Mittelmeer gibt’s noch so viel zu entdecken. Unser nächstes Ziel ist eine echtes Sehnsuchtsziel für Kathi und Hannes. Davon reden wir seitdem wir uns kennen. Einmal zum Stromboli segeln. Der Stromboli ist einer der aktivsten Vulkane weltweit. Praktischerweise mitten im Wasser bei Sizilien gelegen -also ideal zum hinsegeln. Das Mittelmeer zeigt sich bei dem Trip von seiner sanften Seite. So sanft, dass wir den Motor oft mitlaufen lassen müssen. Wir fahren durch glattes, tiefblaues Wasser. Auf der Höhe von Ibiza schwimmen überall Thunfische ums Boot herum. Den ganzen Tag. Kathi packt das Angelfieber und sie holt unseren letzten Thunfisch Geheimwaffen Köder raus. Der Köder ist 3 Meter hinter unser Badeleiter im Wasser als ein schwarzer Schatten herausschießt und in den Köder beisst - ihn leider aber auch abbeisst. Jetzt ist Kathis’ Ehrgeiz endgültig entbrannt. Es werden gleich 2 Leinen ins Wasser geworfen und jedes Mal kommen die schwarzen Schatten und schwimmen auf Zentimeter an die Köder heran, riechen aber den Braten ganz offensichtlich. Egal was wir machen, keiner der vielen, vielen Thunas die wir sehen will zu uns in die Pfanne. Wenigstens können wir den ganzen Tag diese eleganten Schwimmer im glasklaren Wasser bewundern. Nach ein paar Tagen segeln und motoren, fahren wir auf den leicht rauchenden Kegel des Strombolis zu. Wir ankern auf der sichern Seite auf schwarzen Vulkanbrocken. Die Kinder sind mehr als heiß drauf endlich wieder baden und schnorcheln zu gehen. Das letzte Mal war auf den Bahamas vor 2 Monaten. Auch hier klares, warmes Wasser. Die Kinder sind begeistert. Wir wollten eigentlich auf den Vulkan hoch steigen, verschieben aber angesichts der Hochsaison und der Massen die sich durch den Ort schieben, die Besteigung auf das Frühjahr, wenn wir hier noch einmal vorbei schauen.
Die Insel hat’s uns schwer angetan. |
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Juli 2019
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