Nach vier Tagen auf dem Mittelmeer sind wir am Freitag gut aber etwas übermüdet in Licata, auf Sizilien angekommen. Wir hatten von Griechenland knapp 400sm zu segeln. Die Fahrt hatte noch mal alles zu bieten. Wir hatten Wind aus verschiedenen Richtungen, kleine bis recht große Welle, gigantische Gewitterfronten und einen blinden Passagier. olche Gewitter haben wir noch nirgends gesehen. Abends um 1900 ging’s los. Eine riesige Bank zog 40sm vor unserem Bug vor. Daraus kamen alle 5 Sekunden Blitze in allen Formen, Richtungen und Helligkeiten. Die Bank hat sich nicht nicht bewegt und wir sind langsam darauf zu gesegelt. Um 2.00 war sie immer noch da - heftig blitzend. Bis zum Morgengrauen ging’s munter weiter. Nur ist sie glücklicherweise Richtung Festland abgezogen. Am Morgen danach, kurz nachdem wir dann an Siziliens Küste entlang geschippert sind, kam die nächste Bank direkt vor uns in Bild. Diesmal näher und damit lauter. Auf dem Radar haben wir versucht herauszufinden, ob die Bank vor uns durch zieht. Dabei haben wir festgestellt, dass alle Tanker, Containerschiffe und sonstige Berufsschiffe abgedreht haben. Keiner der Profis hat sich getraut durch diese Front zu fahren. Das haben wir dann auch so gemacht. Das Gewitter ist laut rumpelnd an uns vorbei gezogen und hat uns verschont. Unser blinder Passagier hat uns 80 Meilen vor der Küste Siziliens entdeckt und nach zahlreichen missglückten Landeanflügen dann endlich ein sicheres Plätzchen bei uns auf dem Segelsack und später auf dem Dach des Salons gefunden. Zuvor hat er hartnäckig versucht auf der Saling zu landen und ist immer wieder nach kurzer Zeit abgestürzt - die Wellen und der schlechte Halt haben es scheinbar unmöglich gemacht dort zu sitzen. Wer weiß, was das für ein Vogel ist? Wir freuen uns über Meldungen und Kommentare :-) Nach einem halben Tag bei uns an Bord hat er dann das Weite gesucht. Es ist ein Containerschiff an uns vorbei gefahren, in dessen Richtung er sich davongemacht hat. Scheint für ihn attraktiver gewesen zu sein als unser kleines Schiffchen. Und wahrscheinlich ruhiger, weil nicht drei Kinder ihn die ganze Zeit quietschend beobachten. :-)
Licata liegt an der Südküste Siziliens und ist ein kleines Örtchen mit etwas morbidem Charme. Wir haben noch nicht sehr viel gesehen, aber sind begeistert von der Herzlichkeit der Sizilianer. Das liegt vor allem natürlich an unseren drei blonden Kindern. Wir fallen auf wie die bunten Hunde und werden ständig angesprochen, die Kinder angefasst oder gar abgebusselt. Die Zeit hier verspricht auf jeden Fall sehr schön zu werden.
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Vielleicht fragt Ihr euch ja, was wir die ganze Zeit zwischen Porto Heli und dem Medicane gemacht haben. Wir hatten Besuch von Julia und Bernd und haben die Finger der Peloponnes gemeinsam erkundet. Julia und Bernd hatten wir gesagt, dass wir zu den Inseln fahren werden. So war auch unser ursprünglicher Plan. Als sie dann angekommen waren, haben wir von unseren Planänderungen berichtet. Wir haben von einigen Leuten den Tipp bekommen, dass es auf der Peloponnes weitere wunderschöne Orte und Landschaften gibt. Es ist hier auch etwas ruhiger, da es kaum Charterboote gibt; die sind hauptsächlich auf den Inseln. Da es schon September war und die Zeit in Griechenland sich langsam dem Ende zuneigte, haben wir beschlossen, die Finger der Peloponnes entlang zu fahren. Julia und Bernd sind dankenswerter Weise sehr flexibel und freuen sich auch über die neuen Reisepläne. Neben weiteren schönen Stränden, warten nette Orte und tolle Berglandschaften auf uns. Wir ankern in Gerakas, einem Naturhafen mit großer Lagune. Dort gibt es ein kleines Fischerdorf mit ein paar Tavernen. Die Tavernenbesitzer haben eigene Fischerboote und bieten die frisch gefangenen Fische an. Wir probieren Oktopus und einige lokale Spezialitäten. Abends bei einem Bier stellen wir fest, dass hier ein netter Ort wäre um ein Buch zu schreiben. Monemvasia ist ein Ort ein Stück weiter mit einer kleinen Altstadt auf einem Felsen direkt an der Küste. Kleine, engen Strassen führen durch die Altstadt. Wir beobachten eine griechische Hochzeit. Während das Brautpaar in der Kirche gerade getraut wird, befindet sich ein Großteil der Hochzeitsgesellschaft in den umliegenden Cafés und genießt einen Drink. Wir kommen an weiteren kleinen Orten, schönen Buchten und rauen Berglandschaften vorbei. Es ist spannend, wie unterschiedlich die Vegetation der einzelnen Finger vom Boot aus doch aussieht. Während es rund um Porto Heli recht grün ist, wird die Landschaft Richtung Kalamata etwas rauer und auch trockener. Die Berghänge sehen dort eher braun als grün aus. Unter einem der Berge befindet sich eine große Tropfsteinhöhle, die wir per Boot erkunden. Die tollen Eindrücke in der Höhle werden ein wenig von wirklich unfreundlichen Angestellten überschattet. Der Herr, der uns durch die Höhle paddelt, hat es offensichtlich sehr eilig und auch Fragen stellen ist nicht erwünscht. Dennoch ist die Höhle auf jeden Fall einen Besuch wert gewesen. Und es bleibt auch das einzige Mal in Griechenland, dass wir solche Erfahrungen machen. In Kalamata gehen Julia und Bernd von Bord. Wir erkunden erst noch gemeinsam die Stadt. Während alle kleineren Städte zuvor wirklich sehr nett waren; gefällt uns das Stadtbild von Kalamata nicht ganz so gut. Nur der Bauernmarkt ist super. Wir kaufen große Mengen frisches Obst und Gemüse und natürlich einige Kalamata Oliven. Auch seglerisch hat sie Zeit einiges zu bieten. Von ruhigem Meer und motoren bis ordentlich Wind, Welle und schönes Segeln haben wir alles erlebt. Die Reise hat sich gelohnt; es war schön mit Julia und Bernd an Bord. Die beiden nehmen nicht nur neue Eindrücke mit nach Hause, sondern auch neue Spitznamen. Joni hat die beiden konsequent mit „der Mann“ und „die Frau“ angesprochen.
Einen Tag nach dem Medicane verlassen wir bei ruhiger See und wenig Wind den Hafen und segeln mit Unterstützung eines Motors nach Koroni. Ein nettes, kleines Örtchen am letzten Finger der Peloponnes. Von hier aus wollen wir morgen Früh Richtung Sizilien aufbrechen. Wir wandern durch die kleinen Strassen und erkunden eine alte, sehr verfallene Burg. Der gesamte Burghügel ist mit Olivenbäumen bewachsen und der Blick aufs Meer ist sehr schön. Felix und Julia erkunden vor allem die Schnecken und Tausendfüssler, die wir dort finden. Wieder zurück in der Stadt finden wir in einer engen Seitenstraße eine kleine unscheinbare Bäckerei. Die Bäckerin ist sofort begeistert, drei so blonde Kinder zu sehen. Sie holt den Bäcker, der sich Felix und Julia gleich schnappt und mitnimmt in die Backstube. Dort riechen die beiden sich durch alle Gewürze und Zutaten des Bäckers und dürfen allerhand befühlen und probieren. Danach wird der große Steinbackofen genau inspiziert und nacheinander alles rausgeholt und genau angeschaut, was dort gerade gebacken wird. Eigentlich wollten wir nur ein Brot kaufen; am Ende verlassen wir den Laden mit zwei Broten, süßem Gebäck und Käsestangen zur Brotzeit, weil alles so lecker aussieht. Ein sehr schöner Abschluss unseres Griechenland Aufenthaltes.
Luna im Orkan Es ist nun Ende September und die Zeit ist gekommen langsam nach Sizilien aufzubrechen. Die Wettervorhersage war auch sehr vielversprechend, so dass wir schon über’s losfahren nachgedacht haben. Dann hat sich in Windy (unser Wettervorhersage Programm) so langsam ein kleiner und dann ein immer stärkerer werdender erster Herbststurm gezeigt. Als die Vorhersage dann fast 50 Knoten Wind in der Böe meldet, beschließen wir wieder zurück nach Kalamata zu fahren und das ganze sicher vertäut im Hafen abzuwarten. Schon bei der Ankunft weht es ordentlich und wir schaukeln zwischen den Wellenbrechern in die enge Hafeneinfahrt hinein. Ich bin sehr froh als alle Leinen festgemacht sind und wir unseren traditionellen Anleger (Saft und Nüsse) feiern. Die Wettervorhersage behält recht und der Wind pfeift uns zwei Tage ordentlich um die Ohren. In der Marina herrscht munteres Treiben, da viele Boote nur sehr lose befestigt sind. Kalamata ist bisher von schweren Stürmen verschont geblieben. Die Marineros flitzen also Tag und Nacht durch die Marina und kümmern sich um die Festmacher und Fender. Bis dahin ist bei uns alles sicher. Wir verlieren nur Felix’ Flip Flops, die der Wind ins Meer hinaus pustet. Was dann kommt, trifft uns heftiger als erwartet. Wir beobachten seit Tagen den Wirbelsturm, der zwischen Sizilien und Griechenland über das Mittelmeer wandert. Samstag Morgen ist es dann kein kleiner Wirbelsturm mehr, sondern ein ausgewachsener Wirbel, der immer näher auf den Peloponnes zukommt. Wir lernen, dass es ein sogenannter Medicane ist, das Äquivalent zu einem tropischen Hurricane. Griechenland hat mittlerweile den Katastrophenalarm ausgelöst. Kein Schiff darf mehr den Hafen verlassen. Alle Fähren stehen still und der Flugverkehr wird auch eingestellt. Die ersten Gebiete, in denen „Sorbas“ einschlägt werden am heftigsten getroffen - hier geht’s gleich in den Notstand über. Hier hat der Sturm noch seine volle Power. Wir sind in Kalamata immerhin hinter einem Bergrücken und hoffen auf die Wellenbrecher. Der Wind steht noch bei 40 Knoten (Windstärke 8). Alles ok, soweit. Die Wellen sind schon sehr amtlich draußen und ab und zu kommt Gischt über die hohen Wellenbrechern. Hannes geht schnell noch was einkaufen. Als er wieder vorm Boot steht, haben wir große Schwierigkeiten die Einkäufe und Hannes aufs Boot zu bekommen. Hannes springt vom Steg auf die Luna. Mitten im Flug macht Luna einen Bocksprung nach oben. Er reißt kurz vor seiner Landung die Knie hoch und kann gerade noch sicher landen. Danach ist an Boot verlassen gar nicht mehr zu denken. Der Wind nimmt immer mehr zu und wir messen 60 Knoten. Das ist Orkan. Der Wind kreischt in den Aufbauten, die Wellen donnern gegen die Wellenbrecher und unsere Leinen rucken und knarzen das einem Angst und Bange wird. Die Wellen drücken gewaltige Wassermassen in den Hafen, die dann ein paar Sekunden später wieder raus wollen. Dieser Sog der sich unter den Betonstegen, an denen wir festgemacht haben bildet, zieht alle Boote im Hafen wild hin und her. Wer hier reinfällt, hat schlechte Karten. Der Sog ist gewaltig. Das Leben an Bord wird ungewohnt anstrengend. Durch das heftige Geschaukel und Gerucke ist es kaum möglich sich auf den Beinen zu halten. Der Regen prasselt herab, wir können kein Fenster aufmachen, der Wind peitscht den Regen in alle offenen Fenster. Wir hatten Luna festgemacht wie in einem Spinnennetz. In alle Richtungen hatten wir Leinen gesetzt. Der Marinero hatte vor 2 Tagen noch gegrinst, ob der vielen Festmacher und Mooringleinen. Wir finden, viel hilft viel. Das Auge des Sturms zieht mit ein paar Kilometer Entfernung an uns vorbei. Gegen Abend hat der Spuk dann endlich ein Ende. Der Steg hinter uns ist beschädigt und bröckelt an allen Ecken und Enden. Wir sind glimpflich davon gekommen. Unsere Leinen sehen etwas dünner aus und haben ein paar Scheuerstellen.
Wir vermissen ein weiteres Schuhpaar von Felix, dass der Sturm an sich genommen hat. Am nächsten Morgen ist großes Aufräumen in der Marina angesagt. Wir laufen durch die vom Sturm gerupften Boote und finden doch tatsächlich Felix Schuhe wieder. In der Marina gab’s keine großen Schäden, was die rastlosen Marineros verhindert haben. Eine interessante Erfahrung, aber nichts was wir noch mal brauchen. |
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Juli 2019
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