Kleine Rückblende in den März. Wir brauchen dringend etwas Wärme. Auch der sizilianische Winter wird uns langsam zu lang. Billig Airlines sei Dank fliegen wir für kleines Geld alle fünf nach Marokko. Hier hatte es uns 2017 mit der Luna so gut gefallen. Damals hatten wir es weder ins Atlas Gebirge noch in die Sahara geschafft. Das haben wir nun nachgeholt. Wir können nur sagen: Es lohnt sich.
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Seit zwei Tagen liegen wir im Hafen von Toulon. Der nächste Mistral wird ab morgen kräftig wehen. Wir haben die Zeit davor genutzt, um schon mal nach Frankreich zu segeln. Jetzt liegen wir sicher vertäut im Hafen und hoffen dennoch, dass der nächste Mistral etwas weniger Wind bringt als der Letzte. Toulon hat einen riesigen Hafen und ist der wichtigste Hafen der französischen Marine. Wir kommen Nachts an und brauchen fast eine Stunde bis wir durch den ganzen Hafen geschippert sind und am richtigen Platz festgemacht haben. Sehr zur Freude von Felix liegt schräg gegenüber ein Kriegsschiff auf dem fleißig gearbeitet wird. Da gibt es immer was zu entdecken und zu beobachten. Heute sind wir mit der Seilbahn auf den Mont Faron gefahren, einen der Hausberge Toulons. Neben dem sehr schönen Blick auf die Stadt und den Hafen ist auf dem Berg auch eine große Wildkatzen Aufzuchtsstation bzw. ein Zoo für Wildkatzen. Von der Seilbahn aus geht es eine halbe Stunde durch duftende Nadelwälder bis wir den Zoo erreichen. Schon hier gibt es eine Menge zu entdecken: Blumen, Zapfen, Tausendfüßler und sonstige Insekten und auch der starke Geruch nach Nadelwald ist etwas für unsere Sinne. Im Zoo gefällt dann den Kindern am besten das eine Gehege mit den Affen… Ja richtig, es gibt in dem Wildkatzen Zoo außer Wildkatzen noch ein Affengehege und ein paar Erdhörnchen und Wölfe. Die Wildkatzen lassen sich alle die warme Sonne auf die Bäuche scheinen. Es ist also nicht viel los in den Gehegen. Die Affen hingegen spielen fangen und jagen wild kreischend und turnend vor uns auf und ab. Wir beenden den Tag mit frischem Baguette und französischen Käsen und Pasteten. So kann man es wirklich gut aushalten.
Was für eine Nacht. Wir haben bei unserer Ankunft den Anker hier mit 3.000 Touren auf beiden Motoren eingefahren. Das ist gründlich. Der Boden hier ist sandig, aber sehr hart. Und viele Stellen sind mit Seegras bewachsen. Das ist kein optimaler Ankergrund, aber sollte schon halten. Also erst mal schnell Jacke an und an die Motoren. Der rechte Motor springt nicht an; Mist, gestern wollten wir noch den Tank aus unseren Kanistern auffüllen. Mhm, was man nicht sofort macht….Ein Katamaran hat ja zwei Motoren. Also schnell links anschmeißen, um das Boot zu stabilisieren… Zum Glück ist die Bucht groß und wir haben noch Platz. Trotzdem ist die Situation nicht gerade beruhigend. Wir können mit einem Motor das Driften stoppen. Rechts geht nach einer neuen Ladung Diesel auch wieder. Es ist schwierig das Boot in den Böen wirklich an Ort und Stelle zu halten. Wir holen den Anker hoch. Er ist voller Büschel von Seegras. Kein Wunder, dass er sich nicht mehr einbuddlen will. Hannes kratz befreit den Anker von den Gewächsen und wir werfen den Anker wieder auf 3 Meter Wassertiefe. Aber auch hier will der Anker nur pflügen und nicht halten. Verdammtes Seegras. Tagsüber sieht man ganz gut, wie der Boden aussieht. Wir werfen dann den Anker immer über sandigen Stellen. Nicht so mitten in der Nacht. Kein Mond, kein Stern spendet Licht. Wir müssen den Anker ins Wasser werfen und hoffen, dass es hier irgendwo Sandflecken inmitten der Seegraswiesen gibt. Beim dritten Anlauf ruckt der Anker ein und hält. Eine 35 Knoten Böe testet den Anker gleich. Inzwischen fängt es an langsam zu dämmern. Hannes steht immer noch auf dem Vordeck, ein Fuß auf der Ankerkette und versucht zu erspüren, ob der Schlammhaken nun an Ort und Stelle bleiben will. Die Füße sind barfuß und wechseln ihre Farbe von hautfarben zu weiß mit einem Stich ins Blaue. Joni und Julia wachen von dem Gerumpel der Kette und dem Motorengeräusch auf. Sie sehen uns von drinnen mit großen Augen an. Juli bemuttert Joni und beschäftigt ihn. Sie schnappt sich Papas Handy und gemeinsam machen sie über 100 Grimassen Selfies und haben großen Spaß. Wir sind total durchgefroren und brauchen fast eine Stunde bis uns wieder richtig warm ist. Für heute Nachmittag sind Böen bis 50kn angesagt also knapp 100 km/h. Wir sind gespannt, was der Tag noch so alles an Überraschungen bereit hält. Nach ein paar schönen Tagen in der Bucht von Spiaggia di Tuerredda haben wir gestern Nacht um 1 Uhr den Anker hochgezogen. Es sind zwei Tage Windstille vorhergesagt, die wir nutzen, um in den Norden von Sardinien zu kommen. Wir müssen ja gegen den vorherrschenden Wind anfahren und irgendwie bekommen wir nur 2 Optionen. Gegenwind (ganz schlecht) oder gar kein Wind. Ab Samstag ist wieder ordentlich Wind vorhergesagt. Bis zu 45 Knoten Mistral genau aus der Richtung in die wir wollen. Super. Daher sind wir ganz froh, dass sich mit der Windstille eine Gelegenheit ergeben hat, in den Norden zu kommen. Das mit der christlichen Seefahrt ist ja alles nicht so einfach, vor allem bei Windstille segeln ist besonders schwierig. Gut, dass wir unser Yanmar Segel haben. Das geht immer. Der Yanmar ist ein robuster kleiner Dieseln, der auch in Bagger und Baumaschinen eingebaut wird. Das Brummen begleitet uns seit gestern Nacht und wir haben uns schon alle an des Geräusch gewöhnt. Das Gute ist, wir können ohne Ende Wasser machen was auch noch heiß ist. Wir lassen die Waschmaschine rund um die Uhr laufen. Auch heiß duschen ist eine Wohltat nach einer langen Nachtwache. Wir stoppen noch kurz auf einer kleinen Insel mit Supermarkt. Schnell räumen wir den Laden leer, damit wir wieder ein paar Tage in der Wildnis was zu futtern haben. Dann legen wir ab und sind wieder auf See. Das Meer ist ruhig und wir genießen die Sonne und das wunderbare Blau, das uns umgibt. Wir beobachten riesige Schwärme an kleinen, blauen, segelnden Quallen, die wir seit Sizilien schon einige Male gesehen haben. Da müssen wir mal noch nachforschen, was das genau für Tierchen sind. Auf uns wartet eine ruhige Nacht auf See. Das heißt Wache halten, Lesen, Musik hören, Aufräumen und auch ein wenig einfach nur die Nacht auf See mit unzählig vielen Sternen zu genießen. Es ist gerade Neumond und dementsprechend viel ist am Firmament los. Wenn die See so glatt ist, sehen wir die Sterne wie sie sich im Wasser spiegeln. Das sind die magischen Momente der Reise. Eine Tasse heißer Tee in der einen Hand, Kopf in den Nacken legen und Gedanken auf Reise schicken. Ankunft ist morgen Mittag. Dann werden wir den Anker in den Sand rammen und uns auf den Mistral Sturm einstellen. Das sind dann die nicht so magischen Momente, wenn der Wind im Rigg heult.
Gute Nacht! |
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Juli 2019
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