Der Törn von Rabat nach Agadir ist der mit Abstand längste unserer Reise bisher. 330 sm oder 2 Tage und 3 Nächte. In Rabat haben wir uns wohl gefühlt. Leckeres Essen, interessante Souks, eine verschlungene Medina und freundliche Locals. Aber auch hier zieht langsam der Herbst ein. Nachts ist es schon kühler und tagsüber dauert es ein paar Stunden bis der Tau komplett weg war. Also weiter nach Süden. Die Marina hatte die Ausfahrt durch den Fluss am späten Nachmittag wieder freigegeben nachdem die Wellen etwas nachgelassen hatten. Nach dem Ausklarieren bei den freundlichen Zöllner, Grenzern und Polizisten, hat sich wieder der Lotse vor uns und einem anderem Segler gehängt. Runter den Fluss an der uns mittlerweile vertrauten Altstadt vorbei. Das letzte Mal die Gerüche einer arabischen Stadt aufgesogen und los ging’s auf den Atlantik. In der Ausfahrt stand noch ganz ordentlich Schwell und Kathi musste richtig Gas geben. Vorbei an den Wellenbrechern, an denen sich die Wellen rechts und links neben uns gebrochen haben. Draußen mussten wir uns erstmal dran gewöhnen, dass unsere Welt alle 10 Sekunden durchgeschüttelt wird. Die Crew verschwindet einer nach dem anderen mit grüner Nase in die Kojen. Dem harten Kern schickt Neptun ein ganzes Rudel Delfine vorbei, die sich über uns, die Wellen und die Gesamtsituation freut und vergnügt um uns herum hüpfen. Leider ist der Wind entgegen der Vorhersage mal wieder nicht existent also muss der Motor ran. In der ersten Nachtwache bringe ich uns auf Kurs entlang der Küste Marokkos. Bis Casablanca ist viel Verkehr und es gibt eine Menge an Schiffen zu sehen. Sorgen machen mir die sogenannten Tunny Nets. Fischernetze, die an einer kleinen Boje hängen. Bei Tag sind die Bojen, wenn man man konzentriert nach vorne stiert, mit etwas Glück rechtzeitig zu sehen. Nachts hat man eigentlich keine Chance. Immer wieder sehen wir diese Bojen - auch 20 Seemeilen vor der Küste. Ich entdecke eine neue Funktion in unserem Radar. Diese Wundermaschine warnt uns jetzt, wenn etwas uns zu nah kommt, oder Kurs auf uns nimmt. Unser elektronisches Auge sieht 24 Seemeilen weit und viel mehr als wir jemals könnten. Sehr beruhigend vor allem Nachts. Als der Tag kommt, essen wir ein leckeres Frühstück und vertreiben uns die Zeit mit Schlafen, Spielen und Angeln. Die Nacht ist sternklar und windstill. Am folgenden Morgen kommt etwas Wind auf und wir setzen endlich die Segel. Rauschend ziehen wir unter blauen Himmel dahin. Der Wind nimmt stetig zu. Am Nachmittag kommt eine schöne Welle von hinten dazu. Wir surfen jetzt die Wellen runter. So kann Segeln auch sein. Um den Tag perfekt zu machen, haben wir plötzlich einen Fisch an der Angel. Kathi zieht einen schönen 5kg Tuna rein. Kathi und Siegfried fackeln nicht lange und kurze Zeit später ist der Fisch zerlegt. Zwischenzeitlich haben Welle und Wind respektable Ausmaße angenommen und wir machen uns schnell ans Segelverkleinern. Kurz vor Sonnenuntergang steht nur noch ein handtuchgroßes Segel und wir schießen die Wellen hinunter. Die Wellen sind schneller als wir, überholen uns und regelmäßig brechen sie sich zwischen den Rümpfen. Dann rumpelt und rauscht es. Der Atlantik will unbedingt zeigen, dass nicht immer nur Flaute hier herrscht. Der Wind pfeift mittlerweile mit 30 kn von hinten. Die Wellen, die von hinten angerollt kommen, sind so groß, dass ich aus dem Cockpit nach oben gucken muss. Luna juckt das nicht groß, der Crew ist nicht ganz wohl bei dem Anblick. Ich bin nur froh, dass wir nicht gegen solche Berge anfahren müssen, das ist dann richtig unangenehm. Mittlerweile ist es zappenduster, der Mond lässt noch auf sich warten, das einzige was man gut erkennen kann ist, das Weiß der brechenden Wellen neben und hinter uns. Ich lege vorsichtshalber die Lifeline auch im Cockpit an. Kann ja nicht schaden. Wir müssen nur noch um ein Cap herum, um dann die kleine Strecke nach Agadir zu segeln. Nachdem wir das Cap gerundet haben, lässt der Wind immer mehr nach. Auch die Welle ist schnell wieder weg. Es ist mittlerweile 23.00 Wir haben noch 2-3 Stunden bis Agadir, Kathi schickt mich für eine halbe Stunde ins Bett, holt mich aber nach 15 Minuten wieder. Jetzt haben wir 20kn Wind von vorne. Klasse, wenn der Wind gegen eine alte Welle bläst. Das kennen die Surfer. Das gibt eine schöne steile Welle. Wir schmeißen beide Motoren an und legen die Hebel auf den Tisch. Nur weg von hier. Luna hoppelt durch ein Schlagloch nach dem anderen. Die Kinder pennen derweil seelenruhig weiter. Nur die Erwachsenen fragen sich, was das denn ist. Kurz vor Agadir ist auch dieser Spuk vorbei und wir machen um 3.30 neben der Hafendisco an der Tanke fest. Puh, was für ein Trip. Heute sind wir alle etwas verstrahlt durch die Stadt gelaufen. Agadir ist jetzt nicht so der Hit. Trotzdem ein perfekter Absprung zu den Kanaren, die wir in den nächsten Tagen ansteuern werden. Noch mal 230 sm und dann sind wir in Lanzarote. Stay tuned!
0 Kommentare
An der marokkanischen Atlantik Küste gibt’s nur 2-3 Marinas für Yachten. Alles andere sind Häfen, die für Segelboote mehr oder weniger geeignet sind. Schade eigentlich. Marokko hat eine Menge zu bieten. Vor allem mit kleinen Kindern ist man hier sehr willkommen. Wir sind schon bestimmt zehn Mal von wildfremden Menschen hier in ihrem Marokko willkommen geheißen worden. Wir haben auch das Gefühl, das wir gern gesehene Gäste sind - im positiven Sinne. Wenn wir im Souk umhergehen, werden wir sehr höflich, freundlich schüchtern behandelt. Null aufdringlich. Die Kinder werden regelmäßig abgebusselt und jung und alt machen Faxen mit den Kindern. Als Kathi Jonathan ein paar Löffel Babybrei verabreicht, macht sofort ein Standbesitzer seinen Stuhl frei und schiebt ihn Kathi hin. Ohne uns danach seine Produkte aufzuzwingen - einfach so aus Freundlichkeit. Rabat hat eine neue Marina, die gut geschützt in einem Fluss liegt und dadurch sehr nah an der Stadt dran ist. Wir nutzen das intensiv und verlaufen uns staunend in den Souks der Medina. Die Kinder lauschen dem Ruf des Muezzins, schauen den betenden Gläubigen in der Moschee zu und stellen viele Fragen. Wir genießen das leckere marokkanische Essen. Heute waren wir in einem tollen Lokal. Wir essen bis wir fast platzen, so lecker schmeckt es uns. Das Beste kommt zum Schluss. Wir sind jetzt schon süchtig nach dem marokkanischen Minztee. Bisher wurde der Tee uns ohne die dazugehörige Zeremonie serviert. Nicht so heute. Der Ober hat großen Spaß das Einschenken zu zelebrieren. Er schenkt den Tee mit voll ausgestreckten Arm in die Tassen, dass es nur so in den Tassen plätschert. Die Kinder lieben die Show und den Tee. Ein marokkanische Großfamilie am Nebentisch leiht sich Jonathan aus. Jeder des Clans busselt ihn ab und schäkert mit ihm. Nach der Hälfte der Großfamilie wird ihm die Zuneigung unheimlich und er will zurück. Mit vollem Bauch schleppen wir uns auf den Burgberg hoch und wandern durch die engen Gassen der Kaspah. Auf dem Weg dorthin werden die Mädels von den Henna Ladies angesprochen. Wir verneinen immer höflich und gehen weiter. Eine der Ladies schnappt sich Juli und macht ihr schneller ein kleines Henna Muster auf die Hand als wir schauen können. Juli ist mega stolz und trägt ihre verzierte Hand eine halbe Stunde stolz vor sich her, bevor wir die Paste abwischen und das Muster in die Haut eingezogen ist. Heute wollten wir aufbrechen, um unseren Weg weiter nach Süden fortzusetzen. Die Wellenvorhersage hat uns den Wink gegeben, lieber noch ein paar Tage die Souks zu besuchen. Ein längst abgeklungener Herbststurm ein paar hundert Meilen im Norden schickt seine Wellen die nächsten Tage runter. Muss ja nicht sein. Hier kann man es aushalten.
Der zweite Anlauf auf den Atlantik war ein voller Erfolg. Diesmal haben wir den Strom in der Straße von Gib nach einer anderen Methode berechnet und der Wind sollte auch aus der richtigen Richtung kommen. Der Wind war auf 10 Knoten vorhergesagt, was sich perfekt anhörte. Also haben wir uns seit 3 Monaten mal wieder einen Wecker gestellt und sind morgens früh aus den Federn. Ablegen und los aufs Wasser. Der Wind lässt sich erst ein bisschen Bitten, kommt dann immer mehr auf. Wir lassen nur ein Segel stehen und kommen gut voran. Die Strömungsberechnung ist natürlich komplett falsch aber der Wind stimmt und so kommen wir voran. Ab Tarifa nimmt der Wind ordentlich zu und nach einer Zeit baut sich dementsprechend eine Welle auf. Der Wind steht gegen den Strom, was nicht so angenehm ist. Die Wellen werden dann steil und brechen sich. Die Wellen kommen von hinten und rauschen unter uns durch. Eine Welle klatscht hinten ans Heck und ein paar Spritzer finden ins Cockpit. Als es dann daran geht nach links Richtung Süden abzubiegen, haben die Wellen schon 2 Meter Höhe erreicht. Ein paar Mal müssen wir aus dem Wellental schon nach oben auf die Wellen gucken. Durch das Abbiegen nach links, kommen die Wassermassen nicht mehr von hinten sondern von der Seite. Nachdem wir immer noch Strom gegen Wind Bedingungen haben, stecken wir ein paar Breitseiten von Brechern ein. Das ist hier schon was anderes als im Mittelmeer. Zu unserem großen Vergnügen, müssen wir nun auch noch ein Verkehrstrennungsgebiet queren. Das sind in viel befahrenen Schifffartswegen Zonen, die wie Autobahnen organisiert sind. Rechts ein Streifen der eine Seemeile breit ist, in der Mitte eine neutrale Zone und Links die Gegenspur. Wie auch auf der Autobahn, ist das queren so eine Sache. Die Spuren sind leider auch gut besucht. Ein 400m Container Monster nach dem anderen Dazwischen immer mal wieder ein 300m Tanker. Super. Also Motoren an und die Hebel auf den Tisch legen. Die Motoren geben was sie können und der Wind pustet auch mit 20 Knoten mit. Wir schießen zwischen zwei Biggies durch, der eine ändert netterweise seinen Kurs, was unseren Blutdruck gut tut. Die zweite Spur klappt gut, hier sind die Lücken zwischen den Schiffen etwas größer. Wir machen drei Kreuze als wir das geschafft haben. Auf der Höhe von Tanger, in der Abdeckung von Marokko, lässt die Strömung der Straße von Gib langsam nach, die ekelhafte Welle wird weniger. Kurz nach dem Sonnenuntergang verabschiedet sich auch der Wind komplet. Wir machen wieder den Motor an, ziehen die schlapp flappenden Segel runter und stellen uns auf 10 Stunden Dauerbrummen ein. Es ist Neumond und damit vollkommene Dunkelheit. Wir sind 15sm vor der Küste und aus der Sichtweite von irgendeiner Lichtquelle. Die Sterne können zeigen was sie können. Die Milchstraße zieht über den Himmel. Ich liege in meiner Nachtwache im Cockpit und schaue staunend in die unendlichen Weiten. Das sind die Stunden beim Segeln, warum man das alles macht. Das Kielwasser leuchtet von den fluoreszierenden Planktonteilchen wie ein Silberschweif hinter uns her. Sogar im Toilettenspülwasser leuchtet und funkelt es beim Spülen. Die Nähe zu dem großen Handelshafen Casablanca fordert stellenweise Konzentration. Viele Handelsschiffe fahren neben, hinter und vor uns. Um 3 Uhr morgens nähert sich eins von hinten. Es fährt ganz knapp neben unserem Kurs. Bei den großen Pötten weiß man ja nicht immer, was die so vor haben und ob die uns sehen. Ich funke den Kahn an und frage, ob er uns sieht und was er so vor hat. Der Kapitän sagt, das er uns sieht und wir auf unserem Kurs bleiben sollen, dann überholt er uns. Genau das macht er dann in einer halben Meile Entfernung. Um 8.00 kriechen alle aus ihren Betten und ich haue Spiegeleier in die Pfanne. Ein deftiges Frühstück nach unser ersten Atlantik-Nachtfahrt ist genau was wir brauchen. Wir vertreiben uns die Zeit mit Gesellschaftsspielen, Bücher (vor)lesen und Angeln. Eine halbe Stunde vor dem Einlaufen in Rabbat holt Kathi die Angel ein. Prompt beißt ein Fisch an. Die letzen 24 Stunde nix und jetzt kurz vorm Ankommen. Die Aufregung ist groß. Kathi zieht Hand über Hand die Schnur ein. Der Fisch will nicht kampflos in unsere Pfanne. Wir sehen den Fisch kurz vor der Badeplattform. Ein schöner Yellowfin Tuna glauben wir. In dem Moment in dem Kathi den Fisch aus dem Wasser lupfen will, hüpft der Fisch vom Haken. 2 Meter vor dem Boot. So ein Ärger. Kathi schmeißt die Angel gleich wieder rein aber nichts will mehr beißen. Land-ho schallt über das Deck! Wir sehen Marokko und machen uns fertig fürs Einlaufen. Ich rufe die Marina über Funk auf englisch. Die Marina liegt 1km Flussaufwärts. Der Fluss ist flach und voller Untiefen. Der Hafen schickt daher auch ein Boot raus, um die Segelboote abzuholen und um die Untiefen herumzulotsen. Nur antwortet niemand auf meine Funksprüche. Ich verbiege meine Zunge und rufe auf französisch. Keine Antwort. Wir versuchen es auf anderen Kanälen aber die Funke bleibt stumm. Ich hatte gelesen, dass das Lotsenboot ein schlechtes Funkgerät hat und nicht antworten kann. Also dümpeln wir vor der Flussmündung herum und warten. Nach ein paar Minuten kommt tatsächlich der Lotse und rauscht mit Vollgas vor uns her. Kathi legt die Hebel auf den Tisch und wir donnern dem Lotsen hinterher den Fluss hoch.
In der Marina machen wir am Willkommenssteg fest und kaum sind die Festmacher angezogen, stehen drei Herren vom Zoll, Immigration und Polizei bei uns im Cockpit. Der Papierkrieg dauert eine halbe Stunde und läuft freundlich ab. Die Kinder lockern die Stimmung wie immer auf und schäkern was das Zeug hält mit den Beamten. Der Snifferdog schafft es nicht zu uns an Bord, also schauen sich die Herren bei uns um. Die Schränke mit den Lebensmittel werden inspiziert und die Motorenräume werden auch in Augenschein genommen. Sie finden nichts und verabschieden sich. Wir verlegen auf unseren Liegeplatz und feiern mit einem Anleger unseren Törn.
Wie ihr vielleicht auf der Startseite unseres Blogs gesehen habt, sind wir jetzt auch bei Twitter. Nicht, dass wir besonders toll finden, es ist nur ein gangbarer Weg Nachrichten abzusetzen, wenn das Internet sehr lahm ist.
Unser erster Anlauf hat uns wieder nach Gibraltar zurück gebracht. War einfach zu viel Wind und Strom von vorne. Morgen gibts den nächsten Versuch. Stay tuned! Eigentlich befinden wir uns gedanklich schon alle in Marokko. Es gibt nur einen der uns da gerade einen Strich durch die Rechnung macht: der Wind. Der bläst schön kräftig, nur leider für uns aus der falschen Richtung. Wir wollen ja raus aus der Strasse von Gibraltar und genau von dort bläst er ordentlich. Dagegen ankreuzen bietet sich in einer so befahrenen Seestraße eher weniger an. Kurzerhand haben wir uns also mal wieder ein Auto gemietet. Der Plan ist, dass immer einer von uns am Boot arbeitet, Oma oder Opa auf Joni aufpassen und der Rest der Crew einen Ausflug macht. Gestern standen die Burg in Tarifa und die Sanddüne von Bolonia auf dem Programm. Alles ganz nach dem Geschmack der Kinder. Am meisten beeindruckt die Kinder wie schwer eine Ritterrüstung ist. Felix und Juli hängen sich mit aller Kraft an das Seil, an dessen Ende eine komplette Rüstung hängt. Erst als die Oma hilft, bewegt sich der Sack ordentlich in die Höhe. Auch der Ausblick von der Burg ist sehr schön. Im Anschluss geht es zur Düne von Bolonia. Einen Schritt rauf laufen und gleich einen halben wieder runter rutschen. Felix läuft tapfer bis ganz oben. Er will seine Muckis trainieren. Juli überlegt sich kurz unterhalb des "Gipfels", dass sie lieber im Sand buddeln möchte. Juli beim Buddeln und Kraft tanken. Felix ganz oben auf der Düne.
Der erwartete wunderschöne Ausblick auf den Atlantik von der Spitze der Düne hat sich als Blick in einen Pinienwald entpuppt. Macht nix, der größte Spass war eh das Hoch- und Runterlaufen. Heute stand für mich eine Routineservicearbeit an unseren Motoren an. Wir haben einen Yanmar Motor der auch so in Baggern und anderen Baufahrzeugen verbaut wird. Eine robuste Low-Tech Maschine. Wie gemacht für Segelboote. Eine Schwäche hat der Motor. Das Abgas wird in einem Krümmer mit Meerwasser gemischt. Dieses Gemisch aus aus heißen Gasen und Salzwasser hat den schlagenden Vorteil, dass es schnell kühl wird und ohne große Probleme über Gummischläuche außer Bord befördert wird. Ein heißer Auspuff in einem Plastik Boot ist nicht so super. Nachteil an dieser Konstruktion ist, dass das Gas/Salzwassergemisch ziemlich korrosiv ist. Daher muss man einmal im Jahr diesen Krümmer ausbauen und checken. Wird der Krümmer undicht, kommt Seewasser in den Motor, was der nicht so gerne hat. Dann wird's teuer und unschön. Also anschauen und tauschen ist die bessere Alternative. Kein Problem, wir haben alles dafür an Bord. Der erste Krümmer den ich ausbaue, sieht nicht mehr so toll aus. Hat schon ordentlich Lochfraß, also neuer rein. Beim reindrehen der Bolzen erinnere ich mich an den Tipp eines sehr erfahrenen Kollegens und schmiere Kupferpaste aufs Gewinde. Die sorgt dafür, dass das Gewinde und der Bolzen sich nicht auf immer verbinden und beim nächsten Mal wieder raus kommen. Dann schraube ich die Bolzen mit einem Drehmomentschlüssel vorsichtig rein. Und dann passiert's: Der letzte Bolzen reißt ab. Einfach so. Ich gucke den abgerissenen Kopf einige Sekunden ungläubig an dann dämmert mir, dass ich den Nachmittag und Abend nicht bummelnd in der Stadt verbringe sondern zusammengekauert im Motorraum. Alle Versuche den Bolzen so raus zudrehen, scheitern natürlich. Also kommt ausbohren nur noch in Frage. Jeder der schon mal einen Edelstahl Bolzen ausgebohrt hat, weiß was das für eine Schinderei ist. Nach 3 Stunden, einigen Bohrern und 3 Akkuladungen habe ich es geschafft. Ein 5mm tiefes Loch ist gebohrt, ein Torxbit eingeschlagen und dank der Kupferpaste dreht der verbleibende Bolzen sich wieder raus wie Butter.
Der Bolzen ist schnell ersetzt und der neue Krümmer ist eingebaut. Morgen ist der andere Motor dran. Hoffentlich ohne solche Komplikationen. Nachdem wir hier in Gibraltar auf ein Wetterfenster warten, haben die Zeit genutzt und die noch ausstehenden Sehenswürdigkeiten besucht. Heute ging es mit der Seilbahn hoch auf den Rock. Die Kinder wollten die Affen noch einmal besuchen. Mir ist das ja immer so ein bissl suspekt so nah an wilde Tiere ran zu gehen. Schauergeschichten gibt es ja viele über die Affen. Wir hatten nichts zu essen dabei und haben uns so weit es ging fern gehalten. Frech sind die Affen schon, aber letztlich waren wir nicht interessant genug. Ein Besucher hatte einen Rucksack auf. Das hat einen der Affen dazu bewogen, mal zu gucken was da so drin ist. Schnell den Mann von hinten angesprungen, Rucksack aufgemacht, Keksschachtel rausgeholt und sich verzogen. In dem Moment in dem sich der Herr umgedreht hatte, war der Affe schon wieder weg. Der Affe hat dann sofort zu verstehen gegeben, dass er über die Eigentumsfrage der Keksschachtel nicht weiter diskutieren möchte. Sein zu Schau gestelltes Gebiss und entsprechende Geräusche, haben dann den Man mit dem mittlerweile offenen und leeren Rucksack auch gleich überzeugt. Der Affe hat dann ritsch, ratsch die Verpackung aufgemacht und sich dann die Kekse reingestopft. Kann mal wohl unter Dumm gelaufen abbuchen. Wir wollten aber eigentlich ganz was anderes anschauen. Der Felsen von Gibraltar ist voller Höhlen und Tunnel. Die Engländer haben in den letzten Jahrhunderten fleißig Kilometer um Kilometer Tunnel gebuddelt. Alles schön mit Kanonen bestückt - fertig ist die Festung. Wenn man unten in der Stadt steht, kann man erahnen, wieviele Löcher mit Kanonen da oben auf etwaige Angreifer gewartet haben. Leider kann man nur in die Tunnel rein, die keine Bedeutung mehr haben. Die allermeisten Tunnel sind nicht zugänglich. Toll fanden wir auch die Tropfsteinhöhle, schön zu sehen, dass der Felsen eigentlich ein großer Haufen Kalk ist Nach dem Fußmarsch um den Felsen und den gesamten Weg zurück zum Boot, hatten die Kids keine große Lust mehr auf weitere Märsche mit ihren Eltern. Also haben Kathi und ich uns auf gemacht, die Supermärkte von Gibraltar zu plündern. An der Kasse hat die Dame uns gleich angeboten, uns die Einkäufe liefern zu lassen. Davon haben wir dankend Gebrauch gemacht .... oder besser gesagt über Steg. Am Freitag sind meine Eltern angekommen. Die Kinder sind schon den ganzen Tag aufgeregt und freuen sich unheimlich über unseren Besuch. Als sich die erste Aufregung gelegt hat, spielen die Kinder Angeln am Steg. Ich versichere meinen Eltern, dass das alles passt und die beiden sicher nicht ins Wasser fallen. Keine fünf Minuten später, macht es einen riesen Platsch. Juli ist ins Wasser gefallen. Ich denke nicht lange nach und springe sofort hinterher. Alles geht gut. Juli's Schwimmweste löst gleich aus, ihr Kopf wird sicher über der Wasseroberfläche gehalten und ich schwimme mit ihr zum Steg, wo schon mehrere helfende Hände sind. Juli's panisches Schreien hat den ganzen Steg alarmiert. Den Rest des Tages ist es mir ein wenig mulmig zumute. Gleichzeitig ist es beruhigend zu sehen, wie gut die Schwimmwesten funktionieren und wie wichtig unsere Immer-Schwimmwesten-Trage-Politik ist. Die Gefahr ins Wasser zu fallen, ist am Steg höher als auf dem Wasser. Dort halten sie sich immer fest, sind weniger leichtsinnig und vor allem sind die Kinder auf dem Wasser angeleint. Am nächsten Tag ist der Schreck vergessen. Juli erzählt, dass es schon lange her ist und ihr sowas schon lange nicht mehr passieren würde
Uns hat's so gut in Cadiz gefallen, dass wir gleich ein Video von unseren Eindrücken gemacht haben.
Um Elli und Mario zum Flughafen zu bringen und am Freitag Oma und Opa abzuholen, haben wir uns einen Mietwagen organisiert. Da die ganze Woche günstiger war als zwei einzelne Tage, haben wir im Moment den Luxus eines Autos vor Ort. Gestern haben wir was für uns ganz aufregendes gemacht: das Auto genutzt um alle Baumärkte der Gegend abzuklappern. Wir haben es genossen, mal wieder nach Brettern und Werkzeugen zu shoppen. Heute stand ein richtiger Ausflug an - wir brechen morgens auf um nach Cadiz zu fahren. Wir folgen der Beschilderung und landen auf einer wunderschönen Küstenstrasse. Irgendwann habe ich Kathi gebeten, das Navi abzuschalten. Finden wir auch so. Was soll ich sagen, der nächste Schritt war dann Umwege erhöhen die Ortskenntnis und danach bei „schalt mal das Navi wieder ein“. Das Ende vom Lied war, dass wir zu unseren Freunden von der Herz aus Gold nach Tarifa gefahren sind (gleich um die Ecke). Cadiz muss warten. Die liegen gerade mit Motorproblemen in Tarifa und warten auf einen Mechaniker. Und so haben wir gemacht, was man als Zeitmillionär so macht. Den ganzen Tag auf einem anderen Boot verbummelt, Reisepläne geschmiedet und Geschichten erzählt. Schön. Die Kinder haben sich riesig gefreut, wieder mit ihren neuen Freunden zu spielen und waren den ganzen Nachmittag busy. Sogar Jonathan war ganz aufgeregt, mal ein anderes Bücheregal ausräumen zu können. Morgen werden wir das mit Cadiz noch einmal versuchen. Diesmal mit Navi. Mal sehen, was auf dem Weg noch so liegt.
Nach unserem Marokko Abenteuer sind wir wieder zurück in Gib. Morgen müssen wir Elli, Mario und Toni wieder zum Flughafen bringen. Das Büro wartet wieder in Deutschland auf sie. Wir haben uns 2 Nächte direkt in Gibraltar gegönnt. So sind wir in 3 Minuten in der Innenstadt und müssen nicht erst über die Landebahn laufen. Das haben wir heute gleich zu einem Full English Breakfast genutzt. Fett und Blutwurst Tanks sind also erstmal wieder gut gefüllt. Die nächsten Tagen werden wir dazu nutzen, unser Boot Atlantik klar zu machen und uns Mut für das große Meer zu machen. In knapp einer Woche kommt unsere Atlantik-Crew-Verstärkung Siegfried und Gabi, worauf unsere Kinder ganz besonders hinfiebern und die Tage schon zählen.
Dann werden wir versuchen den Tag abpassen, an dem der Atlantik sich von seiner Schokoseite zeigt und unser Marokko-Atlantik-Abenteuer starten. Wir werden weiterhin versuchen zu berichten. Unser Freund Sven hat uns großzügigerweise sein Satelliten Telefon geliehen, so dass wir auch ohne Landsicht von uns hören lassen können. Vielen Dank für die vielen Mails mit dem positiven Feedback zu unser Reise und unserem Blog. Das freut uns immer sehr und ist sehr motivierend. Vor unserem Trip nach Tetouan stand die Frage im Raum, wie da hin kommen. Die Stadt ist ungefähr 20 km entfernt. Also Taxi. Gleich nachdem wir beim Zoll einklariert hatten stand schon der erste „Guide“ (auch als Schlepper bekannt) vor dem Boot. 30 Euro würde die Taxifahrt kosten, hin und zurück und er würde das Touristentaxi besorgen. Vorsichtiges Nachfragen bei anderen Marokkanern ergab, dass es mit dem lokalen Taxi die Hälfte wäre. Also haben wir uns an die Straße gestellt und mal geschaut, was so auf uns zu kommt. Keine 30 Sekunden später stand dann das erste blaue Taxi neben uns. Ein recht neuer Dacia Logan mit Dachgepäckträger und einem sympathischen Fahrer. Der Preis war tatsächlich der den wir erfragt hatten - ohne Touri-surcharge Ein paar Minuten später standen wir am Ausgang der Neustadt von Tetouan und haben das wuselige Treiben eines Marktes bewundert. Für die Kinder eine neue Erfahrung, so viele Leute auf engem Raum, jeder Verkäufer preist seine Waren lauthals an, neue, exotische Gerüche. In den ersten Minuten bleiben die Kinder eng bei uns. Juli will gleich in den Kinderwagen zu Jonathan. Nach kurzer Zeit und ein paar frischen Backwaren legen die Kinder ihre Scheu ab und laufen mit staunen Augen durch die Stadt. Tetouan ist für seine Medina (also die Altstadt) berühmt. Sogar die Unesco hat sie zum Weltkulturerbe erhoben. Trotzdem zählen wir 3 andere Touristen. Wir werden bestaunt (v.a. die Kids), gestreichelt (nur die Kids, abgebusselt (ebenfalls nur die Kids) ansonsten von den Standbetreibern nicht angesprochen. Zwei Schlepper versuchen sich an uns, suchen aber relativ bald das Weite als wir klar kein Interesse zeigen. Wir streifen durch die verschlungenen und engen Gassen der Altstadt und verlaufen uns ein bisschen. Hier gibts alles was man zum Leben in Marokko so braucht. Im hinteren Teil der Medina arbeiten die Handwerker an Ihren Kunstwerken. So gegen 1400 geben uns unsere Kinder zu verstehen, dass etwas zu Essen nicht verkehrt wäre. Nur: Weit und breit kein Restaurant! Wir suchen intensiv nach etwas zu Essen. Tee und Süßkram an jeder Ecke aber nix Handfestes. Nach halbstündigen Herumirren, finden wir ein Riad das auch Essen serviert. Wir sitzen im Innenhof des alten Stadthaus neben einem Springbrunnen und lassen uns es schmecken. Die Kinder schließen mit der Tochter der Wirtin heiße und innige Freundschaft. Das Mädchen ist vor allem von Julis blonden Haaren hingerissen und trägt Juli durchs ganze Riad. Trotz Sprachbarriere finden die Kinder schnell in ein gemeinsames Spiel. Auf dem Weg aus der Medina beschäftigen uns die zahlreichen Bettler, die teils verstümmelt an Wände gelehnt um eine milder Gabe bitten. Die Kinder fragen intensiv warum diese Männer so verstümmelt sind. Wir versuchen zu erklären, dass nicht jeder einfach zum Arzt gehen kann und gut versorgt wird und denken uns mal wieder was wir für Glückspilze sind und wie privilegiert unser Leben verläuft. Immer wieder ein guter Reminder für uns und hoffentlich auch ein Fingerzeig für unsere jungen Crewmitglieder, dass das nicht so selbstverständlich ist, wie wir Leben dürfen.
|
Archiv
Juli 2019
|