Seit wir wieder zurück sind, werden wir immer wieder auf unsere Reise angesprochen. Ich habe versucht, die wichtigsten Fragen und Antworten aufzuschreiben.
Seid ihr reich? Ja! Reich an tollen Erinnerungen. Wir sind leider nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden und für einen Banküberfall sind wir nicht mutig genug. Wenn wir uns in einer Schublade legen müssten, würde vermutlich „Angestellte, normale deutsche Mittelschicht“ darauf stehen. Also nix reich. Wie habt ihr das bezahlt? Was kostet so eine Reise? Um die Reise bezahlen zu können, haben wir jahrelang gespart. Also versucht mehr einzunehmen als auszugeben. Eine Reise mit Segelboot ist für viele ein erfüllbarer Traum. Es gibt zwei Kostenblöcke: Das Boot und das Leben auf dem Boot.
Warum habt ihr das gemacht? Als Familie 2 Jahre zusammen die Welt entdecken und Zeit zusammen zu verbringen, war unsere Idee. Das Leben im Leben wollten wir führen. Mit definiertem Start und auch wieder Endpunkt. Wir fühlen uns in Deutschland nach wie vor wohl und leben gerne in unserer Heimat. Der Plan war, unseren Kids zu zeigen, dass es woanders auch schön ist, wir zu Hause aber auch ein gutes Leben haben und dankbar sein können. Warum mit einem Segelboot? Den Gedanke unterwegs zu sein und trotzdem im eigenen Bett schlafen zu können, fanden wir bestechend. Die Kinder fanden eher den Aspekt Lego-kommt-mit nicht ganz ohne. All das geht mit einem Boot. Außerdem kommt man an Orte, die mit anderen Transportmitteln nur schwer zu erreichen sind. Wo war es am schönsten? Schwierige Frage: Wenn ich nur einen Ort nennen dürfte, wären das die Bahamas. Unglaublich klares Wasser (wir konnten im Mondlicht auf den Meeresgrund schauen), weiße Strände (da sieht der Bacardi Strand wie eine Bausandgrube dagegen aus), spannende Unterwasserwelt (Fische, Korallen, Wracks, Drogenflugzeuge) und tausende kleine Inseln zum Entdecken. Gute gefallen hat es uns aber an sehr vielen Plätzen. Spanien – beste Stimmung, Marokko – freundliche, ehrliche Menschen, Dominica - positivste Einstellung der Locals, Sint Maarten – toller Flughafen direkt am Strand, Dominikanische Republik – entspannte Einwohner, Azoren – grandiose Landschaft, Stromboli – ein spuckender Vulkan im Meer, unglaublich, Griechenland – viel Kultur nach all dem Strand, Sizilien – Essen & freundliche Locals. Was war das schönste Erlebnis? Kathi: Angeln auf dem Atlantik Hannes: Jedes Mal: Ankommen nach ein paar Tagen auf See Felix: Wale in der Dominikanischen Republik sehen Julia: Im Wasser planschen (überall) Jonathan: Beiboot fahren Was war euer schlimmstes Erlebnis? Mehrere Tage Flaute auf der Atlantik Überquerung! Der Atlantik war platt wie der Dechsendorfer Weiher und nix ging vorwärts. Das war im Dezember 2017 und dank der Flaute drohte ein Weihnachtsfest auf See. Da hing der Bootssegen ziemlich schief und eine Meuterei stand kurz bevor. Irgendwann hat sich Neptun ein Herz gefasst und wieder ordentlichen Passatwind geschickt. Dank Neptun kamen wir kurz vor Weihnachten in Martinique an und konnten karibische Weihnachten feiern. Da waren dann alle Strapazen ganz schnell vergessen. Wie alt sind eure Kids? Als wir los gefahren sind war Jonathan 7 Monate, Julia 3 Jahre und Felix 5 Jahre. War den Kindern langweilig auf den langen Strecken? Wie oft haben die Kinder „wann sind wir endlich da?“ gefragt Nein, den Kids war nicht langweilig. Wir hatten genug Spielsachen, Bücher und Lego dabei. Auf den langen Strecken haben wir immer geangelt, was für viel Spannung gesorgt hat. Die berüchtigte Frage nach dem Ankommen kam in zwei Jahren hauptsächlich an Land, wenn wir mal einen Mietwagen hatten - dann aber sehr regelmäßig. Hattet ihr nicht Angst um eure Kinder? Wir haben das Boot und uns sehr sorgfältig vorbereitet. Unsere Kinder waren auf See angeleint, hatten gute Rettungswesten an und wir hatten unser Boot eingezäunt mit einem Netz. Es gab auf See keine einzige Situation, wo wir Angst um die Kids hatten. Das Landleben mit den vielen Autos und Straßen erschien uns oft gefährlicher. Was war eure längste Zeit auf See? Die Atlantik Überquerung mit 24 Tagen ohne Land in Sicht. Habt ihr bei der Atlantiküberquerung dann abends auf dem Atlantik geankert? Nee, das geht nicht. Der Atlantik ist ja zum Teil viele tausend Meter tief. Da langt unsere Ankerkette bei weitem nicht. Wir sind Tag und Nacht gesegelt. Einer war immer wach und hat sich um das Boot, das Wetter und den Verkehr um uns herum gekümmert. Alle 3 Stunden war dann der andere dran. Wir waren überrascht, mit wie wenig Schlaf wir so auskommen - wenn's nicht anders geht;-). Wie war das als Familie 2 Jahre so eng zusammen zu sein? Toll! Endlich mal Zeit zu haben, war der ultimative Luxus. Die emotionalen Höhen und Tiefen sind allerdings auch höher (und damit auch tiefer) und liegen sehr viel enger beisammen. Unterm Strich haben die Höhen bei weitem überwogen. Trotzdem: Man muss sich schon sehr mögen, bei so einer Reise, aus dem Weg gehen ist nicht…. Habt ihr Piraten gesehen? Nein, glücklicherweise nicht. Wir haben alle Regionen gemieden, wo es diese sehr reale Gefahr gibt. Deshalb konnten wir auch nicht nach Venezuela, Brasilien und Teile von Afrika fahren. Habt ihr Haie gesehen? Oh ja, viele. Unter anderem auf dem Atlantik einen richtig großen. Er hat sich dann auch gleich den Fisch geschnappt, den wir gerade an der Angel hatten. Leider auch die Angel gleich mit. Wale? In der Dom. Rep und auf dem Atlantik. Tolle Tiere. Allerdings war der Skipper immer ganz froh, wenn sie nicht zu nahe gekommen sind. Auf einem Plastikboot (was die meisten Segelboote ja sind) einem Wale zu nahen zu kommen, war einer meiner persönlichen Horrorvorstellungen. Wie habt ihr das mit dem Angeln gemacht? Einfach eine Hochsee-Angelleine mit einem Köder hinter uns hergezogen. Auf dem Atlantik hatten wir fast täglich Fische dran. Oft so groß, dass wir es nicht geschafft haben die Viecher ins Boot zu ziehen bevor sie sich vom Haken losgemacht hatten. Unsere beiden Fischer waren Kathi und Felix. Hannes hat sich hier dezent zurück gehalten. Wie ist es wieder in Deutschland zu sein? Wir sind gerne zurück, schon wieder gut integriert und freuen uns wieder Familie und Freunde in der Nähe zu haben. Könnt ihr jemals wieder ins Arbeitsleben zurückfinden? Ja, das war nicht schwer. Wir sind ja nicht geflohen sondern nur für 2 Jahre weg gewesen. Im schönen November werden wir vielleicht schon ein paar Mal an die die sonnige Karibik denken. Was hättet ihr bei einem medizinischen Notfall gemacht? Wir waren auf so ziemlich jeden Notfall vorbereitet. Befreundete Ärzte haben uns intensiv beraten und uns lustige Sachen beigebracht, wie Infusionen legen und so. Wir hatten Berge von Medikamente dabei und Telefonnummern die wir im Notfall hätten anrufen können. Nur: So seine Reise ist eine ziemlich gesunde Sache. Wir hatten nur einmal eine tropische Hautkrankheit. So gesund waren wir noch nie! Sehr zu empfehlen. Seid ihr seekrank geworden? Die Damen des Bootes wurden manchmal grün um die Nase und haben auch ab und zu Neptun Opfer dargebracht. Wir Jungs waren erstaunlich seefest und hatten keine Probleme. Seekrankheit vergeht glücklicherweise nach 1-2 Tagen und es stellen sich die Seebeine ein. Doch bis dahin kann der Weg je nach Wetter und Wellengang steinig sein. Daher gut zu wissen, wie die Phasen der Seekrankheit verlaufen: 1) Du denkst du stirbst 2) Du willst nur noch sterben und die schlimmste Phase: 3) Du willst sterben und merkst: du wirst nicht sterben.
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Juli 2019
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