Eigentlich wollten wir einen schönen Familientörn machen. Bissl vor dem Hafen herumcruisen, ein paar Manöver üben und dabei die Schleppangel raushängen fürs Abendessen. Das Wetter war warm, der Wind leicht und der Schwell moderat. Perfekt zum Üben. Beim Segeln ist man ja immer alert, was so vor einem im Wasser treibt. Tüten hängen sich gerne in die Schrauben, Baumstämme beschädigen den Rumpf und treibende Container sind auch nicht so beliebt bei Seglern. Plötzlich sehe ich etwas ein paar hundert Meter vor uns im Wasser treiben. Ich rufe Kathi zu, ob sie sich das mal anschauen kann. Sofort sagt sie. Da treibt einer im Wasser! Ab dann war Feuer im Schiff. Treibende Menschen auf dem Meer sind immer keine gute Nachricht. Kathi hechtet zum Funkgerät und ruft zum ersten (und hoffentlich auch zum letzten) Mal "Mayday, Mayday, Mayday this is Sailing Vessel Luna. We see a person drifting in the water face down. Our position is ..." Mayday ruft man nur, wenn Menschen in Lebensgefahr sind. Davon waren wir sofort überzeugt. Ich starte die Motoren, hole die Segel in Windeseile ein , Fidi holt die Angel ein, Steffi scheucht die Kindern unter Deck. Mit dem Bootshaken steigt Fidi auf die Badeplattform. Kathi spricht mit dem Marine Rescue Cordination Center (MRCC) über Funk. Kurze Zeit später stehen wir neben dem Treibenden und sehen sofort, dass wir ein paar Tage zu spät sind. Der Körper ist aufgequollen, die Haut gelb und der Kopf fehlt. Kathi funkt das MRCC an und berichtet von unserem Fund. Wir bekommen Anweisung zu versuchen die Leiche zu bergen auf jeden Fall aber am Ort zu bleiben. Fidi startet einen Versuch den Toten mit dem Bootshaken zum Boot zu ziehen. Mangels Rettungsweste, Gürtel oder Gürtelschlaufen haben wir keine Chance. Wir erleben was wir in unser Ausbildung gelernt haben. Ist jemand im Wasser und kann nicht mehr mithelfen, wird es sehr schwierig zu helfen. Hat die Person keine Rettungsweste an, wird es je nach Wellengang unmöglich. Schlussendlich brechen wir die Bergungsversuche ab. Wir können für diese arme Seele nichts mehr tun. 45 Minuten später kommen die Profis von der Küstenwache und der Guardia Civil und übernehmen. Wir bekommen ein Dank per Funk und werden entlassen. Wir fahren in die Marina zurück und sind erstmal ziemlich platt. Wir haben noch lange wackelige Knie und das Thema beschäftigt uns immer wieder.
1 Kommentar
Barbara Faust
6/7/2017 07:29:33
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