Der zweite Anlauf auf den Atlantik war ein voller Erfolg. Diesmal haben wir den Strom in der Straße von Gib nach einer anderen Methode berechnet und der Wind sollte auch aus der richtigen Richtung kommen. Der Wind war auf 10 Knoten vorhergesagt, was sich perfekt anhörte. Also haben wir uns seit 3 Monaten mal wieder einen Wecker gestellt und sind morgens früh aus den Federn. Ablegen und los aufs Wasser. Der Wind lässt sich erst ein bisschen Bitten, kommt dann immer mehr auf. Wir lassen nur ein Segel stehen und kommen gut voran. Die Strömungsberechnung ist natürlich komplett falsch aber der Wind stimmt und so kommen wir voran. Ab Tarifa nimmt der Wind ordentlich zu und nach einer Zeit baut sich dementsprechend eine Welle auf. Der Wind steht gegen den Strom, was nicht so angenehm ist. Die Wellen werden dann steil und brechen sich. Die Wellen kommen von hinten und rauschen unter uns durch. Eine Welle klatscht hinten ans Heck und ein paar Spritzer finden ins Cockpit. Als es dann daran geht nach links Richtung Süden abzubiegen, haben die Wellen schon 2 Meter Höhe erreicht. Ein paar Mal müssen wir aus dem Wellental schon nach oben auf die Wellen gucken. Durch das Abbiegen nach links, kommen die Wassermassen nicht mehr von hinten sondern von der Seite. Nachdem wir immer noch Strom gegen Wind Bedingungen haben, stecken wir ein paar Breitseiten von Brechern ein. Das ist hier schon was anderes als im Mittelmeer. Zu unserem großen Vergnügen, müssen wir nun auch noch ein Verkehrstrennungsgebiet queren. Das sind in viel befahrenen Schifffartswegen Zonen, die wie Autobahnen organisiert sind. Rechts ein Streifen der eine Seemeile breit ist, in der Mitte eine neutrale Zone und Links die Gegenspur. Wie auch auf der Autobahn, ist das queren so eine Sache. Die Spuren sind leider auch gut besucht. Ein 400m Container Monster nach dem anderen Dazwischen immer mal wieder ein 300m Tanker. Super. Also Motoren an und die Hebel auf den Tisch legen. Die Motoren geben was sie können und der Wind pustet auch mit 20 Knoten mit. Wir schießen zwischen zwei Biggies durch, der eine ändert netterweise seinen Kurs, was unseren Blutdruck gut tut. Die zweite Spur klappt gut, hier sind die Lücken zwischen den Schiffen etwas größer. Wir machen drei Kreuze als wir das geschafft haben. Auf der Höhe von Tanger, in der Abdeckung von Marokko, lässt die Strömung der Straße von Gib langsam nach, die ekelhafte Welle wird weniger. Kurz nach dem Sonnenuntergang verabschiedet sich auch der Wind komplet. Wir machen wieder den Motor an, ziehen die schlapp flappenden Segel runter und stellen uns auf 10 Stunden Dauerbrummen ein. Es ist Neumond und damit vollkommene Dunkelheit. Wir sind 15sm vor der Küste und aus der Sichtweite von irgendeiner Lichtquelle. Die Sterne können zeigen was sie können. Die Milchstraße zieht über den Himmel. Ich liege in meiner Nachtwache im Cockpit und schaue staunend in die unendlichen Weiten. Das sind die Stunden beim Segeln, warum man das alles macht. Das Kielwasser leuchtet von den fluoreszierenden Planktonteilchen wie ein Silberschweif hinter uns her. Sogar im Toilettenspülwasser leuchtet und funkelt es beim Spülen. Die Nähe zu dem großen Handelshafen Casablanca fordert stellenweise Konzentration. Viele Handelsschiffe fahren neben, hinter und vor uns. Um 3 Uhr morgens nähert sich eins von hinten. Es fährt ganz knapp neben unserem Kurs. Bei den großen Pötten weiß man ja nicht immer, was die so vor haben und ob die uns sehen. Ich funke den Kahn an und frage, ob er uns sieht und was er so vor hat. Der Kapitän sagt, das er uns sieht und wir auf unserem Kurs bleiben sollen, dann überholt er uns. Genau das macht er dann in einer halben Meile Entfernung. Um 8.00 kriechen alle aus ihren Betten und ich haue Spiegeleier in die Pfanne. Ein deftiges Frühstück nach unser ersten Atlantik-Nachtfahrt ist genau was wir brauchen. Wir vertreiben uns die Zeit mit Gesellschaftsspielen, Bücher (vor)lesen und Angeln. Eine halbe Stunde vor dem Einlaufen in Rabbat holt Kathi die Angel ein. Prompt beißt ein Fisch an. Die letzen 24 Stunde nix und jetzt kurz vorm Ankommen. Die Aufregung ist groß. Kathi zieht Hand über Hand die Schnur ein. Der Fisch will nicht kampflos in unsere Pfanne. Wir sehen den Fisch kurz vor der Badeplattform. Ein schöner Yellowfin Tuna glauben wir. In dem Moment in dem Kathi den Fisch aus dem Wasser lupfen will, hüpft der Fisch vom Haken. 2 Meter vor dem Boot. So ein Ärger. Kathi schmeißt die Angel gleich wieder rein aber nichts will mehr beißen. Land-ho schallt über das Deck! Wir sehen Marokko und machen uns fertig fürs Einlaufen. Ich rufe die Marina über Funk auf englisch. Die Marina liegt 1km Flussaufwärts. Der Fluss ist flach und voller Untiefen. Der Hafen schickt daher auch ein Boot raus, um die Segelboote abzuholen und um die Untiefen herumzulotsen. Nur antwortet niemand auf meine Funksprüche. Ich verbiege meine Zunge und rufe auf französisch. Keine Antwort. Wir versuchen es auf anderen Kanälen aber die Funke bleibt stumm. Ich hatte gelesen, dass das Lotsenboot ein schlechtes Funkgerät hat und nicht antworten kann. Also dümpeln wir vor der Flussmündung herum und warten. Nach ein paar Minuten kommt tatsächlich der Lotse und rauscht mit Vollgas vor uns her. Kathi legt die Hebel auf den Tisch und wir donnern dem Lotsen hinterher den Fluss hoch.
In der Marina machen wir am Willkommenssteg fest und kaum sind die Festmacher angezogen, stehen drei Herren vom Zoll, Immigration und Polizei bei uns im Cockpit. Der Papierkrieg dauert eine halbe Stunde und läuft freundlich ab. Die Kinder lockern die Stimmung wie immer auf und schäkern was das Zeug hält mit den Beamten. Der Snifferdog schafft es nicht zu uns an Bord, also schauen sich die Herren bei uns um. Die Schränke mit den Lebensmittel werden inspiziert und die Motorenräume werden auch in Augenschein genommen. Sie finden nichts und verabschieden sich. Wir verlegen auf unseren Liegeplatz und feiern mit einem Anleger unseren Törn.
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Juli 2019
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