Die Nacht war ja etwas unruhig, dank des Schwells auf unserem Abenteuer Ankerplatz. Am Morgen haben wir dann mit tiefen Augenringen flugs den Anker aus dem Sand raus gerissen, eingeholt und verstaut. Der Wind weht aus einer seltenen Richtung. Aus Osten. Das soll uns aber sehr recht sein. Mit schönem Rückenwind geht’s um Fuerteventura rum. Unser Ziel ist Teneriffa. 100 Seemeilen, das bedeutet bei Sonnenaufgang ankommen. Der Wellengang hält sich in angenehmen Grenzen. Die Kids verziehen sich nach dem Mittagessen unter den Cockpittisch und chillen. Segeln macht müde. Irgendwann liegen auch Kathi und Jonathan und pennen. Nur ich hocke auf dem Steuersitz, trinke Kaffe und lese ein spannendes Buch. Luna zieht mit 5 Knoten gemütlich durchs Wasser. Die Crew verpasst, wie wir in 10 Meter Entfernung an einer treibenden Europalette vorbei segeln und der Wind auf die eigentlich übliche Nordost Richtung dreht. Wir kommen gut voran. Kurz vor Sonnenuntergang fangen die Wellen etwas unangenehm zu werden. Julis’ Nase wird grün und sie lässt sich das Mittagessen noch einmal durch den Kopf gehen. Das hindert sie aber in keinster Weise fröhlich weiter zu futtern. Kathi muss auch mit dem Würgen kämpfen. Nur den Jungs geht’s noch ganz gut. Jetzt beißt auch noch ein Fisch. Kathi zieht heldenhaft das Ungetüm der Tiefsee raus, zerlegt und filetiert unseren Fang. Nach Abendessen ist leider keinem recht zu mute. Also wandert der Fisch in den Kühlschrank. Als es dunkel ist, krabbeln alle, bis auf mich, dankbar in die Kojen und schlafen ihr Unwohlsein aus. Auch das gehört immer wieder dazu. Seekrankheit trifft die meisten Menschen. Das Gute ist, ist man 2-3 Tage unterwegs, wird’s besser. Der Wind nimmt etwas zu und Luna will schnell weiter. Da wir aber nicht so gerne mitten in der Nacht ankommen, reduzieren wir die Segel und zuckeln mit 6 Knoten über die steiler werdenden Wellen. Die Welle kommt von der Seite und bricht sich zwischen den Rümpfen. Alle paar Minuten kommt eine vorwitzige Welle und klopft von unten an. Mal mehr, mal weniger. Bei mehr, klingt das so wie ein Kanonenschlag und es vibriert ganz ordentlich. Bei den ersten Malen schaue ich noch raus. Später wächst mein Vertrauen und ich nehme hin, das Luna ein bisschen was abkriegt. Kathi erzählt mir am nächsten Morgen, dass sie bei den harten Schlägen jedes Mal aufgewacht ist. Also wieder nix mit Nachtruhe. Alles nicht so einfach mit der christlichen Seefahrt. Ein paar Meilen vor der Einfahrt in Santa Cruz, funke ich den Controller vom Hafen an und melde uns an. Hier ist ganz ordentlich was los. Überall liegen Ölplattformen vor der Insel herum und es gibt regen Schifffartsverkehr. Ein Frachter meint, das es ok ist, uns fast zu überfahren. Nachdem ich einen Haken schlagen muss (unter Segeln hat man Vorfahrt, die Frachter müssen ausweichen), macht er doch seinen Suchscheinwerfer an, um zu gucken, ob wir schon in seinem Ankergeschirr hängen. Da ist der Kahn schon so nah, dass ich das Weiße im Auge des Kapitäns sehen kann. Zum Sonnenaufgang wacht die Crew auf. Die Kinder freuen sich auf den neuen Hafen und die Seekrankheit ist längst vergessen. Wir laufen im goldenen Morgenlicht in den Hafen ein. Kathi zirkelt uns die hinterletzte Ecke des vollen Hafens. Das Spiegeleier-mit-Speck-Frühstück schmeckt allen so richtig. Genau das richtige nach so einer Überfahrt. Die Kids sind schon ganz heiß aufs Entdecken der Insel und ich freue mich schon morgens auf eine lange Nacht mit tiefen Schlaf.
1 Kommentar
the Nibbler
18/11/2017 09:37:28
Hi Ihr Kanaren, ein Ausflug auf den Teide lohnt sich auf jeden Fall. Es ist aber hoch. Auf der Nordseite der Insel gibt es einen historischen Botanischen Garten. Aber das Durchschnittsalter steigt je weiter man in den Norden von Teneriffa kommt. Viel Spaß. Schöner ist nur noch La Gomera, wo auch Kolumbus seine Amerika Tour startete.
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