Der Törn von Rabat nach Agadir ist der mit Abstand längste unserer Reise bisher. 330 sm oder 2 Tage und 3 Nächte. In Rabat haben wir uns wohl gefühlt. Leckeres Essen, interessante Souks, eine verschlungene Medina und freundliche Locals. Aber auch hier zieht langsam der Herbst ein. Nachts ist es schon kühler und tagsüber dauert es ein paar Stunden bis der Tau komplett weg war. Also weiter nach Süden. Die Marina hatte die Ausfahrt durch den Fluss am späten Nachmittag wieder freigegeben nachdem die Wellen etwas nachgelassen hatten. Nach dem Ausklarieren bei den freundlichen Zöllner, Grenzern und Polizisten, hat sich wieder der Lotse vor uns und einem anderem Segler gehängt. Runter den Fluss an der uns mittlerweile vertrauten Altstadt vorbei. Das letzte Mal die Gerüche einer arabischen Stadt aufgesogen und los ging’s auf den Atlantik. In der Ausfahrt stand noch ganz ordentlich Schwell und Kathi musste richtig Gas geben. Vorbei an den Wellenbrechern, an denen sich die Wellen rechts und links neben uns gebrochen haben. Draußen mussten wir uns erstmal dran gewöhnen, dass unsere Welt alle 10 Sekunden durchgeschüttelt wird. Die Crew verschwindet einer nach dem anderen mit grüner Nase in die Kojen. Dem harten Kern schickt Neptun ein ganzes Rudel Delfine vorbei, die sich über uns, die Wellen und die Gesamtsituation freut und vergnügt um uns herum hüpfen. Leider ist der Wind entgegen der Vorhersage mal wieder nicht existent also muss der Motor ran. In der ersten Nachtwache bringe ich uns auf Kurs entlang der Küste Marokkos. Bis Casablanca ist viel Verkehr und es gibt eine Menge an Schiffen zu sehen. Sorgen machen mir die sogenannten Tunny Nets. Fischernetze, die an einer kleinen Boje hängen. Bei Tag sind die Bojen, wenn man man konzentriert nach vorne stiert, mit etwas Glück rechtzeitig zu sehen. Nachts hat man eigentlich keine Chance. Immer wieder sehen wir diese Bojen - auch 20 Seemeilen vor der Küste. Ich entdecke eine neue Funktion in unserem Radar. Diese Wundermaschine warnt uns jetzt, wenn etwas uns zu nah kommt, oder Kurs auf uns nimmt. Unser elektronisches Auge sieht 24 Seemeilen weit und viel mehr als wir jemals könnten. Sehr beruhigend vor allem Nachts. Als der Tag kommt, essen wir ein leckeres Frühstück und vertreiben uns die Zeit mit Schlafen, Spielen und Angeln. Die Nacht ist sternklar und windstill. Am folgenden Morgen kommt etwas Wind auf und wir setzen endlich die Segel. Rauschend ziehen wir unter blauen Himmel dahin. Der Wind nimmt stetig zu. Am Nachmittag kommt eine schöne Welle von hinten dazu. Wir surfen jetzt die Wellen runter. So kann Segeln auch sein. Um den Tag perfekt zu machen, haben wir plötzlich einen Fisch an der Angel. Kathi zieht einen schönen 5kg Tuna rein. Kathi und Siegfried fackeln nicht lange und kurze Zeit später ist der Fisch zerlegt. Zwischenzeitlich haben Welle und Wind respektable Ausmaße angenommen und wir machen uns schnell ans Segelverkleinern. Kurz vor Sonnenuntergang steht nur noch ein handtuchgroßes Segel und wir schießen die Wellen hinunter. Die Wellen sind schneller als wir, überholen uns und regelmäßig brechen sie sich zwischen den Rümpfen. Dann rumpelt und rauscht es. Der Atlantik will unbedingt zeigen, dass nicht immer nur Flaute hier herrscht. Der Wind pfeift mittlerweile mit 30 kn von hinten. Die Wellen, die von hinten angerollt kommen, sind so groß, dass ich aus dem Cockpit nach oben gucken muss. Luna juckt das nicht groß, der Crew ist nicht ganz wohl bei dem Anblick. Ich bin nur froh, dass wir nicht gegen solche Berge anfahren müssen, das ist dann richtig unangenehm. Mittlerweile ist es zappenduster, der Mond lässt noch auf sich warten, das einzige was man gut erkennen kann ist, das Weiß der brechenden Wellen neben und hinter uns. Ich lege vorsichtshalber die Lifeline auch im Cockpit an. Kann ja nicht schaden. Wir müssen nur noch um ein Cap herum, um dann die kleine Strecke nach Agadir zu segeln. Nachdem wir das Cap gerundet haben, lässt der Wind immer mehr nach. Auch die Welle ist schnell wieder weg. Es ist mittlerweile 23.00 Wir haben noch 2-3 Stunden bis Agadir, Kathi schickt mich für eine halbe Stunde ins Bett, holt mich aber nach 15 Minuten wieder. Jetzt haben wir 20kn Wind von vorne. Klasse, wenn der Wind gegen eine alte Welle bläst. Das kennen die Surfer. Das gibt eine schöne steile Welle. Wir schmeißen beide Motoren an und legen die Hebel auf den Tisch. Nur weg von hier. Luna hoppelt durch ein Schlagloch nach dem anderen. Die Kinder pennen derweil seelenruhig weiter. Nur die Erwachsenen fragen sich, was das denn ist. Kurz vor Agadir ist auch dieser Spuk vorbei und wir machen um 3.30 neben der Hafendisco an der Tanke fest. Puh, was für ein Trip. Heute sind wir alle etwas verstrahlt durch die Stadt gelaufen. Agadir ist jetzt nicht so der Hit. Trotzdem ein perfekter Absprung zu den Kanaren, die wir in den nächsten Tagen ansteuern werden. Noch mal 230 sm und dann sind wir in Lanzarote. Stay tuned!
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Juli 2019
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