Wieso geht man eigentlich 2 Jahre Segeln - so mitten im Berufsleben? Gute Frage. Ich versuch’s mal mit einer Antwort.
Wir sind ja beide nicht gerade am Meer groß geworden und auch unsere Eltern sind keine Wassersportler. Den einzigen Link zum Segeln habe ich eigentlich über einige Generationen zurück. Meine Vorvorvorfahren sind zur See gefahren. In Segelschiffen von Papenburg raus auf’s Meer, bis nach Südamerika. Als Kind haben mich die Geschichten fasziniert. Als ich dann mit 7 Jahren Segeln lernen wollte, haben meine Eltern mit den Schultern gezuckt und mich Freitag Nachmittags an den Dechsendorfer Weiher in den Segelverein gebracht. Dort bin ich mit kleinen Jollen ein paar Jahre auf und abgesegelt. Im Studium hatte ich beim Joggen die fixe Idee eine große Reise mit einem Segelboot zu machen. So von Insel zu Insel hoppen, im türkisen Wasser schwimmen und Kokosnüsse schlürfend. Als ich dann Kathi kennen gelernt habe, sind wir als frisch verliebtes Paar gleich nach Düsseldorf gefahren, um eine Bootsaustellung zu besuchen. Das war vor fast 14 Jahren. Dort sind wir auf die ganz großen Kähne gestiegen und haben uns vor gestellt, wie das jetzt auf dem Wasser wäre, mit Palmen in den Augen. Kathi wollte auch immer eine lange Reise machen. Eher so mit Rucksack oder Geländewagen. Nachdem wir frisch zusammen waren, konnten wir uns das alles mit unserer rosaroten Brille vorstellen. Über die Jahre haben wir die Idee immer wieder am köcheln gehalten, sind mal hier segeln gegangen, haben mal dort ein Seminar besucht. Ich habe alles an Büchern zu dem Thema gelesen, was man so lesen kann. Irgendwann habe ich Kathi mit der ganzen Segelei abgehängt. Die Idee ist immer mehr in den Hintergrund geraten und Anderes war wichtiger. Studium beenden, Job finden, Arbeiten, im Leben voran kommen. Was man so Ende 20 eben so macht. Wir hatten die Idee mit einer Auszeit unter Segeln abgeschrieben. Trotzdem wollten wir mal mitten im Leben raus. Nicht bis zur Rente warten. Wir haben dann verschiedene Dinge probiert. Rucksackreisen, mit dem Geländewagen durch Namibia später dann Wohnmobilreisen. Alles hat uns gut gefallen. Nichts davon konnten wir uns aber für Monate oder gar für 2 Jahre vorstellen. Als ich in England gearbeitet habe, hat Kathi auf dem Solent einen Segelschein gemacht. Bei dem wohl coolsten Segellehrer und in dem wohl anspruchsvollsten Revier. Das ist auch der Grund warum Käpt’n Kathi bei uns die Anlegemanöver in den engen Häfen fährt. Das kann keiner besser als sie. Wir waren noch ein paar mal chartern und haben die Freiheit vor Anker genossen. Jeden Tag ein anderer Hafen, eine andere Bucht und trotzdem im gleichen Bett schlafen. Das hat uns gut gefallen. Irgendwann hat Kathi mich gefragt, warum wir nicht eigentlich unsere Reise doch unter Segeln machen wollen. Unsere Kinder einpacken und 2 Jahre Zeit zusammen verbringen. Als Familie reisen, durch dick und dünn. Mit den Kindern zusammen staunen, was es für fantastische Orte gibt. Das es Menschen gibt, die sehr viel weniger haben als wir. Wir hoffen auch ein bisschen länger an Orten zu bleiben, um hinter die Fassaden gucken zu können. Die Umsetzung von einer Idee in einen Plan haben wir dann mit dem Kauf eines Bootes begonnen. Wir haben uns ein paar Boote angeschaut, sind vor gravierenden Fehlentscheidungen bewahrt worden und schließlich hat uns unser Boot gefunden. Alles andere war dann Abarbeiten einer langen Liste an to dos, bis wir am 6. Juli völlig fertig auf unserer Luna eingetroffen sind. Es hat einige Wochen gebraucht daran zu glauben, dass wir es wirklich gewagt haben.
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Juli 2019
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