Nachdem wir den Weihnachtsbaum wie einen Regenschirm zusammen geklappt und unter den Bodenbrettern bis nächstes Jahr verstaut hatten, kam auch schon der von den Kindern heiß ersehnte Besuch in Gestalt meiner Schwester Uli und ihrer Tochter Nicola. Die beiden blassen Gestalten, die wir mit dem Dinghy vom Strand abgeholt haben, wurden sofort von den Kindern in Beschlag genommen und beschwatzt was das Zeug hielt.
Am nächsten Tag war das unser Ziel die Schildkrötenbucht (Anse Dufour) in der wir auch Sylvester feiern wollten. Andere Crews hatten uns von dieser kleinen Bucht vorgeschwärmt. Schöner Sandstrand, nicht viel los und Schwimmen mit Schildkröten. Nach kurzer Fahrt ankern wir neben ein paar Fischerkähnen in der Mitte der Bucht und springen ins 30C warme Wasser. Unser Besuch und die Kinder schnorcheln, bis Schwimmhäute zwischen den Fingern bekommen. Felix wird durch Ulis und Nicis Zureden immer mutiger und schnorchelt mit einer ziemlich großen Schildkröte. Mit dem Dingy fahren wir an den Strand und alle lassen es sich gut gehen. Es passiert nicht viel in den Tagen um Sylvester. Schnorcheln, schwimmen ein bisschen am Strand rum laufen, Essen und früh schlafen. So kommt es auch, dass wir statt ins Neue Jahr reinzufeiern, alle in neues Jahr reinschlafen und das erst am nächsten Morgen mitbekommen. Die Kinder, Uli und Nici machen eine lange Wanderung durch den Dschungel und entdecken Krebse und alle möglichen anderen Tiere und Pflanzen. Nach ein paar Tagen bei den Schildkröten ziehen wir den Anker hoch und fahren in die Nachbarbucht. Uns gehen Obst, Gemüse und Brot ab. In der Schildkrötenbucht gibt’s nichts zu Kaufen. Die nächste Bucht ist zwar größer und wir sind nachts nicht mehr die einzigen, trotzdem gefällt’s und hier. Der Ort ist sehr entspannt, die Leute sind gut drauf, der Strand ist schön und wir genießen das karibische Flair und morgens ein gutes Baguette. Die letzten Tage von unsere Zeit in Martinique verbringen wir in der Marina. Wir leihen uns Autos für ein paar Tage und erkunden das Landesinnere. Dichte Regenwälder, Kaffe und Bananen Plantagen durchziehen die Insel. Gestern Nacht fliegt unser Besuch wieder ins kalte Deutschland zum Arbeiten und Studieren. Wir nutzen den Wasseranschluss zum Waschen von Bergen von Wäsche, die sich in den letzten Wochen so angesammelt haben, putzen das Schiff und haken ein Projekt nach dem anderen ab. In den nächsten Tagen werden wir dann die Küste nach Norden hoch fahren. Unser Ziel heißt dann nach einem kurzen Stop Domenica. Wir hoffen, dass die Hurricanes der Saison 2017 noch ein bisschen was übergelassen haben.
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Um dem Vorurteil eines 2 jährige Dauerurlaubs weiteren Vorschub zu leisten, haben wir ein kleines Videos gemacht. Es zeigt, unser Lotterleben in voller Breite. So leben wir hier. Ist immer so. Jeden Tag. Ehrlich.
Schon auf der Atlantiküberquerung bemühen wir uns um etwas weihnachtliche Stimmung. Wir haben einen Adventskranz, Weihnachtssterne gebastelt, Wunschzettel geschrieben und sogar der Nikolaus bringt einen roten Stiefel bei uns vorbei. Für das richtige Weihnachtsgefühl fehlt dann aber doch ein bisschen die Beleuchtung, die Christkindlmärkte, die Familie und der Glühwein. Wir freuen uns daher sehr, dass unsere Freunde von der Herz aus Gold Weihnachten zu uns in die Bucht kommen, damit wir zusammen feiern können. Wir haben aus Deutschland eine Plastiktanne (würde uns ja zu Hause nicht in die Wohnung kommen) mitgebracht und stellen sie bei uns im Salon auf. Am heiligen Abend grillen wir und haben mit 7 Kindern und 4 Erwachsenen einen superschönen und turbulenten Abend bei uns an Bord. Die Steigerung kommt dann am ersten Feiertag, als Freunde von einem anderen Boot mit weiteren drei Kindern dazu stoßen. So war Weihnachten auch dieses Jahr für uns ein sehr schönes Fest.
Wir haben lange Zeit vor unserer Reise begonnen uns mit dem Thema auseinander zu setzen und viele Bücher verschiedener Segler gelesen. Alle sind sich einig:
Hier werden wir versuchen uns regelmäßig zu melden. Ist leider nur per Satellitentelefon und da per Nummernblock möglich. Freut euch auf kurze Texte ;-).
Was machen wir eigentlich auf den Kanaren? Dem europäischen Winter entfliehen und uns für unseren nächsten großen Sprung vorzubereiten. Wir hatten uns vorgenommen, bei jedem Abschnitt zu überlegen, ob und wie wir weiter segeln wollen. Soll ja Spaß machen. Erster Abschnitt war bis Gibraltar, zweiter Abschnitt sind die Kanaren. Der nächste Schritt ist die Karibik. Der Sprung von den Kanaren in die Karibik, ist der mit Abstand größte Törn den wir bisher gemacht haben. Ca 2.800 Seemeilen oder 19-21 Tage reine Fahrzeit. Kein Stop (Kapverden fallen ja leider aus). Die meisten Boote die hier liegen, fahren jetzt oder in den nächsten Tagen über den Atlantik. Ab 1. Dezember ist dort die Hurrikan Saison vorbei und gilt dann als sicheres Revier. Bis Juni. Unser Plan ist nach Martinique zu fahren. Wir haben für den Trip tatkräftige Unterstützung angeheuert. Mein Bruder wird mitkommen und hoffentlich viele Fische für uns fangen. 3 Erwachsene an Bord zu haben, macht so eine Überfahrt wesentlich entspannter. Es muss ja Tag und Nacht immer jemand das Geschehen um uns herum im Auge behalten. Steuern muss glücklicherweise niemand, das übernimmt der Autopilot (der macht das besser als wir das jemals könnten), aber gucken, dass wir nicht von einem verirrten Frachter überfahren werden, schon. Momentan kaufen wir hier die Läden leer. Im letztem Laden sind wir mit 2 Einkaufswägen voller Konserven, Gläsern und Nudeln zur Kasse gefahren. Die Kassiererin hat gleich hinter uns die Kasse geschlossen und eine Kollegin die Nebenkasse aufmachen lassen. Der Kassenzettel war dann auch 1,5m lang und um uns herum wurde gekichert und groß geguckt, was wir da wohl vorhaben. Was das Shoppingvergnügen etwas trübt sind Kakerlaken. Die Viecher haben die unangenehme Angewohnheit ihre Eier an allen möglichen Orten zu verstecken. So auch zwischen Etiketten von Dosen und in Umverpackungen. Wir fahren daher eine radikale Kur mit allem was an Bord kommt. Auspacken, in Chlorwasser baden, trocknen und in Plastiktüten, Flaschen oder Tupper Boxen neu zu verstauen. Ehrlich, das ist eine Sauarbeit und hält uns seit Tagen auf Trab.
Nächsten Samstag kommt mein Bruder an. Dann ist hoffentlich das Boot noch nicht abgesoffen vor lauter Konserven. Dann warten wir auf das passende Wetter und sind hoffentlich vor Weihnachten in Martinique. Wir leihen uns wieder einen Mietwagen. Bei den Mietwagenpreisen hier ist nur Laufen billiger. Keine Ahnung von was die Verleiher hier leben. Wir bekommen eine richtige Familienkutsche mit Schiebetüren, großem Kofferraum für Kinderwagen und Co. Perfekt. Unser erster Ausflug führt uns zum Teide. Der höchste Berg von Teneriffa und auch von Spanien lockt mit seinen weit über 3000 Meter schon von weitem. Wir fahren durch bewaldeten Hänge (den letzten Wald den ich gesehen habe, war in Deutschland im Juli) auf 2000 Meter Höhe. Hier ist die Baumgrenze und der Blick ist frei auf den Berg, die Landschaft und das dahinter liegende Meer. Die fantastische Strecke führt uns von einem Aussichtsstop zum nächsten. Auf den Teide selber hoch kann man mit einer Gondel fahren. Dazu fehlt uns das nötige Kleingeld, Teile der Crew sind noch zu jung und hätten nicht mitfahren dürfen und ganz ehrlich - 0°C auf der Spitze ist mir schlicht zu kalt (hehehe). Teneriffa ist aber nicht nur ein Naturparadies. Hier gibt’s auch zahlreiche Attraktionen, die vor allem unseren Leichtmatrosen gut gefallen. Besonders der Zoo (Loropark) wird hier immer wieder empfohlen. Leider ist dieser Zoo aber auch so teuer, dass wir das den Kindern wieder ausreden wollen. Dann bekommen wir eine WhatsApp aus dem Blauen von Oma und Opa, die uns auch den Besuch des Zoos empfehlen und uns gleich noch den Eintritt sponsern. Die Vorfreude ist riesig. Wir entern den Park und sind begeistert von der Aufmachung, der Präsentation der Tiere und den Shows. Die Kids schauen gebannt den Seelöwen, Delfinen und Orcas zu. Felix nimmt gleich die Seelöwen in die immer länger werdende Liste an Lieblingstieren auf. uli flirtet mit einem jungen Löwen hinter der Glasscheibe. Juli gefällt ihm so gut, das er ein paar dicke Kratzer in die Scheibe macht, als er versucht sie abzubusseln. Der Löwe lässt Juli bei dem gesamten Rundgang um das Gehege nicht mehr aus den Augen. Am Ende des Tages stellen wir alle fest, dass es sich um einen wirklich tollen Zoo handelt. Danke, Oma und Opa für den Tag! Die Nacht war ja etwas unruhig, dank des Schwells auf unserem Abenteuer Ankerplatz. Am Morgen haben wir dann mit tiefen Augenringen flugs den Anker aus dem Sand raus gerissen, eingeholt und verstaut. Der Wind weht aus einer seltenen Richtung. Aus Osten. Das soll uns aber sehr recht sein. Mit schönem Rückenwind geht’s um Fuerteventura rum. Unser Ziel ist Teneriffa. 100 Seemeilen, das bedeutet bei Sonnenaufgang ankommen. Der Wellengang hält sich in angenehmen Grenzen. Die Kids verziehen sich nach dem Mittagessen unter den Cockpittisch und chillen. Segeln macht müde. Irgendwann liegen auch Kathi und Jonathan und pennen. Nur ich hocke auf dem Steuersitz, trinke Kaffe und lese ein spannendes Buch. Luna zieht mit 5 Knoten gemütlich durchs Wasser. Die Crew verpasst, wie wir in 10 Meter Entfernung an einer treibenden Europalette vorbei segeln und der Wind auf die eigentlich übliche Nordost Richtung dreht. Wir kommen gut voran. Kurz vor Sonnenuntergang fangen die Wellen etwas unangenehm zu werden. Julis’ Nase wird grün und sie lässt sich das Mittagessen noch einmal durch den Kopf gehen. Das hindert sie aber in keinster Weise fröhlich weiter zu futtern. Kathi muss auch mit dem Würgen kämpfen. Nur den Jungs geht’s noch ganz gut. Jetzt beißt auch noch ein Fisch. Kathi zieht heldenhaft das Ungetüm der Tiefsee raus, zerlegt und filetiert unseren Fang. Nach Abendessen ist leider keinem recht zu mute. Also wandert der Fisch in den Kühlschrank. Als es dunkel ist, krabbeln alle, bis auf mich, dankbar in die Kojen und schlafen ihr Unwohlsein aus. Auch das gehört immer wieder dazu. Seekrankheit trifft die meisten Menschen. Das Gute ist, ist man 2-3 Tage unterwegs, wird’s besser. Der Wind nimmt etwas zu und Luna will schnell weiter. Da wir aber nicht so gerne mitten in der Nacht ankommen, reduzieren wir die Segel und zuckeln mit 6 Knoten über die steiler werdenden Wellen. Die Welle kommt von der Seite und bricht sich zwischen den Rümpfen. Alle paar Minuten kommt eine vorwitzige Welle und klopft von unten an. Mal mehr, mal weniger. Bei mehr, klingt das so wie ein Kanonenschlag und es vibriert ganz ordentlich. Bei den ersten Malen schaue ich noch raus. Später wächst mein Vertrauen und ich nehme hin, das Luna ein bisschen was abkriegt. Kathi erzählt mir am nächsten Morgen, dass sie bei den harten Schlägen jedes Mal aufgewacht ist. Also wieder nix mit Nachtruhe. Alles nicht so einfach mit der christlichen Seefahrt. Ein paar Meilen vor der Einfahrt in Santa Cruz, funke ich den Controller vom Hafen an und melde uns an. Hier ist ganz ordentlich was los. Überall liegen Ölplattformen vor der Insel herum und es gibt regen Schifffartsverkehr. Ein Frachter meint, das es ok ist, uns fast zu überfahren. Nachdem ich einen Haken schlagen muss (unter Segeln hat man Vorfahrt, die Frachter müssen ausweichen), macht er doch seinen Suchscheinwerfer an, um zu gucken, ob wir schon in seinem Ankergeschirr hängen. Da ist der Kahn schon so nah, dass ich das Weiße im Auge des Kapitäns sehen kann. Zum Sonnenaufgang wacht die Crew auf. Die Kinder freuen sich auf den neuen Hafen und die Seekrankheit ist längst vergessen. Wir laufen im goldenen Morgenlicht in den Hafen ein. Kathi zirkelt uns die hinterletzte Ecke des vollen Hafens. Das Spiegeleier-mit-Speck-Frühstück schmeckt allen so richtig. Genau das richtige nach so einer Überfahrt. Die Kids sind schon ganz heiß aufs Entdecken der Insel und ich freue mich schon morgens auf eine lange Nacht mit tiefen Schlaf.
In Gran Tarajal waren wir gut aufgehoben. Relativ viel Wind war vorhergesagt und wir hatten keine Lust Ankerwache zu schieben. Der Hafen ist gegen die meisten Windrichtungen gut geschützt. Schöne Strände sind nah und die Stadt ist angenehm untouristisch aber trotzdem entwickelt. Also genau das was wir brauchen. Eines der Highlights für Familien mit Kindern auf Fuerte sind die Höhlen der Piraten. Vor ein paar hundert Jahren sind die Kanarischen Inseln immer wieder von Piraten überfallen worden. In den Höhlen, haben sie ihre Diebesbeute gelagert und dann zum Abtransport fertig gemacht. Die Höhlen liegen auf der Wetterseite der Insel, also die Seite, gegen die die See permanent anrennt. Nachdem es seit ein paar Tagen ordentlich weht, steht auch eine gescheite Welle. Nach einem spektakulären Aufstieg am Abgrund hoch über dem tobenden Meer, steigen wir in die dunkle Höhle ein. Von zwei Seiten brandet die See an die Höhleneingänge, was man in der Höhle an dem Zug und dem Lärm spürt. Felix und Julia sind gleich in ihrem Element und klettern in der Höhle herum. Zusammen erkunden wir die Höhle und klettern über große Steinberge und Felsen in das Innere. Leider benutzen nicht nur die Möwen das Ende der Höhle als Toilette. Trotzdem ein tolles Spektakel, so nah an der wilden Seite des Ozeans zu stehen und die rohe Gewalt zu spüren. Der Wind für die nächsten Tage ist wieder auf ein angenehmes Maß vorhergesagt. Zeit für uns weiter zu ziehen, auf unserer Reise in den Süden. Wir segeln zur Südspitze von Fuerteventura. Laut Revierbeschreibung gibt es hier einen Ankerplatz für Abenteurer. Angeblich gut geschützt, schöner Strand und und nix los. Also genau unser Ding. An der Südspitze von Fuerte gibt’s nicht viel mehr als ein paar Fischerhäuser, ein cooler Leuchtturm und sonst Mondlandschaft pur. Hier kann man an klaren Tagen wohl das Ende der Welt sehen.
Wir werfen den Anker vor einem schönen Sandstrand. Alles schön und gut, nur: es steht ganz ordentlich Schwell in der Bucht. 100 Meter weiter brechen sich die Wellen am Strand und die Nacht wird etwas unruhig. Wir hatten am Abend den Anker dermaßen in den Boden gerammt, dass er vermutlich auch in einen veritablen Sturm gehalten hätte, trotzdem: wenn die vier Wände die ganze Nacht rollen, die Brecher am Strand lärmen, schläft’s sich nicht so gut. Ok, das meinten der Revierführer wohl mit Abenteuer. Eigentlich wollten wir gestern schon weiter in den Süden von Fuerteventura. War nur wieder mal kein Wind. Also haben wir unseren Anker im Sand von Puerto del Rosario stecken gelassen und haben einen weiteren Strandtag eingelegt. Für heute war flotter (knapp 20 Knoten) Wind aus der richtigen Richtung vorhergesagt. Wir haben gemütlich gefrühstückt und dann uns und Luna auslaufbereit gemacht. Als wir den Anker schon eingeholt hatten, kamen unsere neuseeländischen Segelfreunde in die Bucht rein. Wir haben kurz gezuckt, ob wir vielleicht doch noch bleiben sollten, sind aber standhaft geblieben und raus auf’s Meer. Draußen auf See hat uns dann der versprochene Wind erwartet. Unser Lieblingswind ist der sogenannte achterliche Wind. Also der von hinten weht. Dieser Wind ist für Katamarane wie geschaffen. Das tolle daran ist, man merkt kaum, das Wind geht. Der Fahrtwind (nach vorne) zieht sich von dem Wind der eigentlich (von hinten) weht ab. Die Segler nennen das wahrer Wind (der weht) und scheinbarer Wind (der auf dem Schiff in Bewegung herrscht). Das ist so, wenn bei euch ein Wind mit 100 km/h weht und ihr mit dem Auto 100 km/h mit dem Wind fahrt. Dann ist, wenn ihr das Fenster aufmacht, auf einmal kein Wind mehr. Wehe jedoch ihr dreht um und fahrt mit 100km/h gegen den Wind. Dann sind’s 200 km/h Wind! So war das bei uns heute. Zügiges Segeln, ohne das sich schnell anfühlt. Luna ist gefahren wie auf Schienen. Keiner war seekrank, alle Happy. Wir haben uns mit den wichtigen Themen auseinander gesetzt wie Kaffe trinken nach Walen zu gucken (erfolglos) und über unsere Zeit nach der Reise zu sinnieren. Nachmittags haben wir dann in Gran Tarajal angelegt. Einem kleinen, unaufgeregten Ort. Von hier wollen wir die Insel mit einem Auto ein bisschen besser kennen lernen.
Um alle Klischees noch mal voll zu bestätigen, das so eine Reise wie ein Urlaub ist, hier ein Video unseres Ankerlebens. Ist wirklich jeden Tag so.
Endlich ist Kathi wieder mit den Kids zurück. Puh, das wurde aber auch Zeit. Unsere Freunde Christian und Christine sind auch für eine Woche mit gekommen, um das Bootsleben kennen zu lernen und mit den Kindern Schwimmen zu lernen. Die beiden sind Schwimmprofis vor dem Herrn. Wir verlassen die Hauptstadt von Lanzarote und fahren zur Südspitze der Insel. Hier gibt es eine schöne Marina mit eiskalten Pool. Wir gehen aber auch in diese Marina weil in den nächsten Tagen Ostwind angesagt ist. Das ist eine Windrichtung, bei den die meisten Buchten nicht mehr sicher so angenehm sind. Ostwind heißt auch: heißer Wüstenwind mit Sand im Gepäck. Wir genießen die knochentrockene Luft und die warmen Temperaturen. Wenn’s uns zu heiß wird, gehen wir ins warme Meer (25°C) oder in den saukalten Pool (kurz vorm Gefrierpunkt). Nach 2 Tagen dreht der Wind wieder auf die übliche Richtung und wir gehen endlich wieder ankern. Eine wunderschöne Bucht mit tollem Sandstrand erwartet uns. Wir werfen den Anker auf 7m Wassertiefe und fahren den Haken ordentlich ein. Wir wollen ja beruhigt schlafen können. Die Kinder plantschen, schwimmen und buddeln was das Zeug hält. Ich gehe mal wieder Tauchen, um das Unterwasserschiff zu streicheln und zu gucken, ob noch alles ok ist. Nach getaner Arbeit schwebe ich auf vielleicht 3 Meter im türkisen Wasser, Luna schaukelt über mir und das goldene Sonnenlicht schimmert an ihren Rümpfen vorbei. Unter mir gründeln ein paar Fische und schnappen nach den Muschel und Krebsen, die ich von Lunas Rumpf gerade gekratzt habe. Fantastisch. So hatte ich mir das vorgestellt. Abends kochen wir was schönes zusammen, bringen dann die Kids ins Bett und sitzen danach im Cockpit zusammen. Die Tage vergehen wie im Flug. Nach einer Woche ist es leider Zeit für Christian und Christine wieder heim zu fliegen. Damit sie ihren Flieger erwischen, segeln wie weiter nach Fuerteventura.
Der Name bedeutet ja starker Wind. Auch hier wieder mal Fehlanzeige. Wir treiben mehr als das wie segeln. Trotzdem haben wir einen entspannten Nachmittag auf See und kommen Abends in Puerto del Rosario an, der Hauptstadt von Fuerte. Wir ankern im Hafenbecken und haben einen letzten gemeinsamen Abend. Morgens um 6.00 Uhr bringe ich die beiden traurig mit unserem Dinghy zum Ufer schon entschwinden sie wieder nach Deutschland.Uns gefällt es hier gut. Eine ruhige, kleine Stadt, großer Supermarkt vor der Tür schöner Strand ums Eck. Ankern kostet ja nichts - auch das tut unserer Reisekasse gut, nach all den Aufenthalten in den Marinas. Die Zeit des Herumbastelns und Warten hat bald eine Ende. Am Dienstag kommt Kathi mit den Kids zurück und dann geht's endlich weiter! Luna hat schon am Wasserpass Algen angesetzt. Zeit das der Bug wieder Wellen durchschneiden kann und die Algen weggewaschen werden. In der langen Liste die ich gerade abarbeite, stand ein großes to-do drauf, vor dem ich ziemlich Bammel hatte. Rigg Check. Der Mast ist mit ziemlich dicken Drahtseilen zu allen Seiten abgespannt. Die sind zwar ziemlich neu, müssen aber auch Tonnenlasten aushalten können und haben bei den Belastungen auf See kein ewiges Leben. Alle paar Wochen war ich deshalb oben im Mast (einmal auch nicht ganz freiwillig), um zu gucken, ob alles in Ordnung ist. Klar, ich hatte schon drüber gelesen, ein paar Videos auf YouTube angeschaut und mit alten Hasen drüber geredet, worauf es beim Rigg ankommt. Trotzdem war ich mir nie 100% sicher, ob alles passt. Versagt ein Drahtseil auf hoher See ist die K.... am dampfen. Durch Zufall habe ich vor ein paar Tagen einen deutschen Rigger auf einem Nachbar Boot bei der Arbeit gesehen. Ich habe mich dazu gestellt und zugehört und hatte das Gefühl, dass er weiß wovon er spricht. Gleich im Anschluss habe ich einen Termin mit ihm gemacht und heute stand er dann bei uns vorm Boot. Schnell stellt sich heraus, dass wir keinen Besseren finden können. Neben einer soliden Dipl.Ing Ausbildung, fährt er seit 30 Jahren auf Kats. Ein Schwesterschiff von unserem Boot hat er nach Australien überführt. Ich ziehe Jürgen ins Rigg hoch und er untersucht alle neuralgischen Stellen aufs Penibelste. Wieder unten schaut er zufrieden. "Alles ok, sieht gut. Damit werdet ihr die nächsten Jahre keine Probleme haben." Puh, da fällt mir ein Stein vom Herzen. Jürgen gibt mir noch ein paar Tricks und gibt Tipps zur richtigen Pflege des Riggs, der Winschen und worauf ich vor langen Passagen achten muss. Ich frage ihm Löcher in den Bauch.
Das nächste Ziel das wir angepeilt hatten, waren die Kapverden. Die Segler, die dort waren, waren alle begeistert von diesem Archipel. Im Mai hatten wir das auch mit unserer Tropenärztin besprochen. Auch sie war ganz begeistert. Vorgestern war Kathi nun noch einmal bei ihr, für eine abschliessende Beratung. Im Sommer hat es einen Ausbruch an Malaria auf den Kapverden gegeben. Jahrelang war es malariamäßig ruhig und jetzt das. So ein Mist. Wir haben das am Telefon besprochen und schnell entschieden, dass wir das Risiko nicht eingehen. Schade, da wären wir sehr gerne hin gefahren. Better Safe than Sorry! Aber auch andere Kontinente haben hübsche Insel. Stay tuned! Wieso geht man eigentlich 2 Jahre Segeln - so mitten im Berufsleben? Gute Frage. Ich versuch’s mal mit einer Antwort.
Wir sind ja beide nicht gerade am Meer groß geworden und auch unsere Eltern sind keine Wassersportler. Den einzigen Link zum Segeln habe ich eigentlich über einige Generationen zurück. Meine Vorvorvorfahren sind zur See gefahren. In Segelschiffen von Papenburg raus auf’s Meer, bis nach Südamerika. Als Kind haben mich die Geschichten fasziniert. Als ich dann mit 7 Jahren Segeln lernen wollte, haben meine Eltern mit den Schultern gezuckt und mich Freitag Nachmittags an den Dechsendorfer Weiher in den Segelverein gebracht. Dort bin ich mit kleinen Jollen ein paar Jahre auf und abgesegelt. Im Studium hatte ich beim Joggen die fixe Idee eine große Reise mit einem Segelboot zu machen. So von Insel zu Insel hoppen, im türkisen Wasser schwimmen und Kokosnüsse schlürfend. Als ich dann Kathi kennen gelernt habe, sind wir als frisch verliebtes Paar gleich nach Düsseldorf gefahren, um eine Bootsaustellung zu besuchen. Das war vor fast 14 Jahren. Dort sind wir auf die ganz großen Kähne gestiegen und haben uns vor gestellt, wie das jetzt auf dem Wasser wäre, mit Palmen in den Augen. Kathi wollte auch immer eine lange Reise machen. Eher so mit Rucksack oder Geländewagen. Nachdem wir frisch zusammen waren, konnten wir uns das alles mit unserer rosaroten Brille vorstellen. Über die Jahre haben wir die Idee immer wieder am köcheln gehalten, sind mal hier segeln gegangen, haben mal dort ein Seminar besucht. Ich habe alles an Büchern zu dem Thema gelesen, was man so lesen kann. Irgendwann habe ich Kathi mit der ganzen Segelei abgehängt. Die Idee ist immer mehr in den Hintergrund geraten und Anderes war wichtiger. Studium beenden, Job finden, Arbeiten, im Leben voran kommen. Was man so Ende 20 eben so macht. Wir hatten die Idee mit einer Auszeit unter Segeln abgeschrieben. Trotzdem wollten wir mal mitten im Leben raus. Nicht bis zur Rente warten. Wir haben dann verschiedene Dinge probiert. Rucksackreisen, mit dem Geländewagen durch Namibia später dann Wohnmobilreisen. Alles hat uns gut gefallen. Nichts davon konnten wir uns aber für Monate oder gar für 2 Jahre vorstellen. Als ich in England gearbeitet habe, hat Kathi auf dem Solent einen Segelschein gemacht. Bei dem wohl coolsten Segellehrer und in dem wohl anspruchsvollsten Revier. Das ist auch der Grund warum Käpt’n Kathi bei uns die Anlegemanöver in den engen Häfen fährt. Das kann keiner besser als sie. Wir waren noch ein paar mal chartern und haben die Freiheit vor Anker genossen. Jeden Tag ein anderer Hafen, eine andere Bucht und trotzdem im gleichen Bett schlafen. Das hat uns gut gefallen. Irgendwann hat Kathi mich gefragt, warum wir nicht eigentlich unsere Reise doch unter Segeln machen wollen. Unsere Kinder einpacken und 2 Jahre Zeit zusammen verbringen. Als Familie reisen, durch dick und dünn. Mit den Kindern zusammen staunen, was es für fantastische Orte gibt. Das es Menschen gibt, die sehr viel weniger haben als wir. Wir hoffen auch ein bisschen länger an Orten zu bleiben, um hinter die Fassaden gucken zu können. Die Umsetzung von einer Idee in einen Plan haben wir dann mit dem Kauf eines Bootes begonnen. Wir haben uns ein paar Boote angeschaut, sind vor gravierenden Fehlentscheidungen bewahrt worden und schließlich hat uns unser Boot gefunden. Alles andere war dann Abarbeiten einer langen Liste an to dos, bis wir am 6. Juli völlig fertig auf unserer Luna eingetroffen sind. Es hat einige Wochen gebraucht daran zu glauben, dass wir es wirklich gewagt haben. Die Luna Crew hat sich - bis auf mich - nach Deutschland abgesetzt. Als gute Eltern wollen wir das unsere Kinder natürlich schön alle ihre Us (=Kinderarzt Checks) machen. Dann stehen noch ein paar Impfungen, Besorgungen und Besuche bei Family und Friends auf dem Programm. Ich nutze die Zeit, um von morgens bis abends am Boot zu arbeiten. Es glaubt mir immer keiner, aber unsere Reise ist kein Urlaub. Wir haben natürlich immer auch Phasen, wo es etwas ruhiger zu geht, aber ansonsten ist eigentlich immer was tun. Also nix in der Sonne liegen ;-). Die zwei Wochen in denen Kathi mit den Kids unterwegs ist, sind voller Jobs, die sich angesammelt haben. Gut zu sehen, dass es allen Eignern hier in der Marina so geht. Es wird den ganzen Tag gewerkelt, was das Zeug hält. Gut, es gibt ein paar, die lassen arbeiten. Die meisten können sich das schlicht nicht leisten - so wie wir auch nicht. Wie schon in einem früheren Post angedeutet, treffen wir die lustigsten Leute. In Agadir haben wir Ricky kennen gelernt. Texaner, Anfang 60, hat 22 Jahre in Ansbach gearbeitet. Ein schlanker und drahtiger Mann. Er spricht uns in texanischem Deutsch auf unseren Heimathafen an, der an unserem Heck steht (Erlangen). Wir kommen ins Gespräch über Reiserouten, Kinder auf Booten und Boote an sich. Er erzählt, dass er einen Trimaran hat (also ein Boot mit drei Rümpfen) welcher am Ende des Stegs liegt. Am Nachmittag, gehen wir zum Ende des Steges und suchen einen Tri. Finden aber nur ein Kajak. Dann erfahren wir, dass Ricky mit einem Kajak mit zwei Auslegern von der Ostsee nach Agadir gesegelt ist. Das ist sein Trimaran! Er kommt später dazu und meint, dass sei ein „old Man Kayak“. Er hat in jüngeren Jahren mit einem normalen Kajak schon zweimal den Atlantik von New York über Neufundland, Grönland, Island, Schottland, Norwegen nach Europa paddelnd überquert.
Jetzt braucht er etwas mehr Komfort und das ist ein kleines Segel, damit er nicht mehr so viel paddeln muss. Ricky hat ein kleines Zelt auf dem Steg stehen, in dem er schläft. Auf See pennt er auf seiner Ausrüstung liegend. Je mehr er darüber erzählt, wie er vorgeht, was er erlebt hat (Haie unter dem Kajak so groß wie sein Gefährt, 9m Welle und so Kleinigkeiten) um so unglaublicher klingt es. Auch hier gilt mal wieder der Satz, nicht die fettesten Boote machen die größten Reisen. Ricky ist auf dem Weg auf die Kanaren, danach möchte er über die Kapverden weiter in die Karibik. Seine Reise ist zwischen Kathi und mir tagelang Gesprächsthema. Wahnsinn, was möglich ist. Du musst einfach nur Mut, Willen und Entschlossenheit haben. Ok, mit Kajak muss man wohl sehr mutig sein. Zur gleichen Zeit starten hier auf den Kanaren 4 sogenannte Cruising Rallyes über die gleiche Route mit ein paar hundert Booten in Richtung Karibik. Unser Nachbar Gavin hat das sehr treffend auf den Punkt gebracht: „There are a few hundred big sailing yachts leaving for the Carebean. All shiting their pants and he’s going to paddel across in a kayak“.
Hier ein kleiner Nachtrag von unserem Trip von Agadir nach Lanzarote. Das sind die Momente, in denen wir wissen warum wir hier sind.
Klar, Lanzarote ist eine Urlaubsinsel. Das wissen wir bestens zu nutzen. Nach all dem Kultur und Segelstress, lassen wir die Seele baumeln. Mietwagen ausgeliehen für sensationelle 3,40 / Tag und erst mal zum Strand. Die Kinder plantschen in der Vulkangestein Lagune und Jonathan futtert munter dunklen Sand. Unser Strand gefällt uns so gut, dass wir gleich an zwei Tagen uns hier die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Lanzarote ist aber auch eine geologisch spannende Insel. Mit Felix machen wir jeden Tag etwas Vorschule. Je nach dem was so am Wegesrand liegt, wollen wir das mit einbinden. Das klappt mal mehr mal weniger. Heute stand etwas Erdkunde auf dem Programm. Lanzarote ist nämlich geologisch sehr interessant, da hier einer der größten Vulkanausbrüche der Aufzeichnungen passiert ist. 1730 hat’s hier ordentlich gekracht. Die Montanas del Fuego haben ganze sechs Jahre Feuer gespukt. Im südlichen Teil der Insel ist das nicht zu übersehen. Die spuckenden Vulkane haben über diese Zeit ganze Arbeit geleistet. 200 Quadratkilometer verwüstet und 50 Dörfer und Weiler platt gemacht. Damals sicher nicht so witzig, für uns um so interessanter. Die Spanier haben ein riesiges Areal als Nationalpark ausgeflaggt und auf eine sehr sympathische Art angelegt. Es gibt eine Einlasskontrolle, die verhindert, dass zu viele Touris kommen. Wir haben deshalb uns mal wieder den Wecker gestellt und sind mit dem ersten Licht hingefahren. Bei der Einfahrt in den Nationalpark fahren wir minutenlang durch eine Wüstenlandschaft voller wirrer Steinformationen, die die Berge ausgespuckt haben. Wir staunen, was die Natur hier vor uns ausbreitet. Das rote Morgenlicht trägt zur Magie bei. Am Fuß eines Vulkankegels kommt das erste Highlight. Wir reiten auf Kamelen den Vulkan hoch. Die beiden Großen bekommen ihr eigenes Kamel Namens Maria. Kathi, Jonathan und ich sitzen auf dem dahinter. Nach dem ersten Schreck, wie abrupt Kamele aufstehen, genießen wir den Ritt den Berg hinauf. Wir haben einen tollen Ausblick über den Nationalpark und schätzen uns glücklich, so was mit unseren Kids machen zu können. Wieder am Parkplatz, bleibt die kleine Karawane stehen und ich weiß schon was kommt. Sich mit einem Kamel hinzusetzen, fühlt sich an, wie vom Gaul zu fallen. So kommt es dann auch. Felix erklärt noch auf dem Parkplatz, dass Kamele nun mit zu seinen Lieblingstieren gehören und Juli verabschiedet sich noch herzlich von ihrer Maria. Wir fahren tiefer in den Nationalpark und kommen schließlich zu dem Visitorcenter. Hier ist praktischerweise auch noch der Vulkanismus zu spüren, der Vulkansand ist warm. Buddelt man ein paar Zentimeter wird’s richtig heiß. Der Ranger zeigt uns ein vielleicht 2 Meter tiefes Loch im Boden. Er wirft ein bisschen Reisig hinein, der nach ein paar Sekunden zu brennen anfängt. Die Kinder machen große Augen. An der nächsten Station wird’s noch heißer. Hier hat die Parkverwaltung Stahlrohre in den Boden getrieben. Der Ranger schüttet einen Eimer Wasser rein. Mit einem lauten Knall kommt 2 Sekunden später eine große Dampffontäne raus geschossen. Sehr cool. Das angeschlossene Restaurant grillt sein Fleisch über offenen Boden, so heiß ist es hier. Wir werden gebeten, in einen bereitstehenden Bus zu steigen. Der Bus windet sich auf einer super engen Straße um die Vulkankegel. Eine spektakuläre Aussicht und Einsicht in unsere Erde nach der anderen hält uns in Atem. Nach 20 Minuten steigen wir aus und sind ganz geplättet vom Staunen. ir entscheiden uns für Verdauen des Gesehenen am Strand. Aus Strand wird dann zwar nix. Zur großen Freude der Kids kommen wir an einem Spaßbad vorbei und verbringen mit Baden, Rutschen und Plantschen den Nachmittag. Zur Bearbeitung hier klicken Abends beim ins Bett bringen, schauen wir uns noch ein Bilderbuch über Vulkane an. Ein erfolgreicher Vorschultag geht zu Ende. Felix kündigt an von Vulkane und Kamele zu träumen.
In Agadir hat’s uns ja nur so bedingt gefallen. Der Souk war super, die Marina gut und günstig aber sonst teuer, sehr touristisch, Essen nur so lala und das Wetter neblig kühl. Nachdem Gabi uns Siegfried einen Rückflug aus Lanzarote hatten, haben wir ein Wetterfenster abgewartet. Die Tage vor unser Abfahrt waren die Winde top aber die Wellen ziemlich hoch. So 3m Welle von der Seite war uns zu viel. An unserem Stichtag waren nur 2 m Welle und ein bisschen Wind vorhergesagt. Also wir morgens gleich zur Polizei und zum Zoll. Der nette Polizist hat Juli noch ein bisschen in seinem Golfcart mit Blaulicht sitzen lassen. Dann hat er schwungvoll den Ausgangsstempel in die Pässe gehauen und uns die offizielle Genehmigung gegeben, Marokko verlassen zu dürfen. Motoren an und raus in die diesige Suppe. Wir fahren mit einem Motor durch die höher werdenden Wellen raus auf den Atlantik. Bald sehen wir nur noch Wasser. Die Wellen sind nicht steil oder bedrohlich heben uns von der Seite 2m hoch uns lassen uns wieder ins Tal herunter. Leider kommt der angekündigte Wind nicht und wir brummen die Wellen rauf und runter. Ich finde es auch relativ kühl durch die Luftfeuchte. Wenn der Motor läuft haben wir immer genug Wasser und vor allem auch heißes Wasser. Ich freue mich auf eine schöne heiße Dusche. Während ich das heiße Nass genieße höre ich schon aufgeregte Schreie aus dem Cockpit. Als ich hoch komme, wird mir eröffnet, dass ich ein Rudel Delfine verpasst habe. Es bleibt aber keine Zeit zum Ärgern, die nächste Schule rückt schon von hinten an. Große und ganz kleine Delfine schwimmen hinter, neben und vor uns gleichzeitig. Wir wissen gar nich wo wir zuerst hinschauen sollen. Überall springt, prustet und spielt es um uns herum. Die Delfine bleiben 20 Minuten bei uns und haben offensichtlich Spaß mit uns. Kurz vor dem Abend, werden die Wellen unangenehmer. Die Bootsbewegungen ungleichmäßiger. Teile der Crew werden grün um die Nase und es gibt erste Opfergaben an Neptun. Auch mir geht’s zum ersten Mal unserer Reise nicht so gut. Ich esse nichts zu Abend und bleibe bis 22.00 stur nach vorne blickend auf dem Steuersitz hocken. Gegen Mitternacht beruhigen sich die Wellen und wir fahren gemächlich weiter. Am Morgen geht es allen besser und der Tag kann kommen. Nachmittags kommen kleine Vögel an Bord. So die Größe von Rotkehlchen. 100sm von jeder Küste entfernt. Wir glauben erst an verirrte Piepmätze, die sich bei uns ausruhen wollen und nicht so tolle Überlebenschancen haben. Als gegen Abend dann zeitweise 20 Vögel an Bord sind, sind wir uns da nicht mehr ganz so sicher. Manche der Vögel kennen keine Scham und Scheu und fliegen ins Boot rein um Insekten zu jagen. Am nächsten Morgen schaut Luna wirklich beschi**en aus. Die Vögel haben sich verzogen und uns als Klo benutzt. Morgens um 4.00 sehen wir zum ersten Mal Lanzarote. Die Kanaren, waren immer eine Etappe, die wir gern geschafft hätten uns aber nicht sicher waren, ob wir so weit kommen.
Wir sind durch 3 durchwachte Nächte aber nur bedingt Feierbereit und schauen, dass wir unseren Kahn sicher in die Marina bugsieren. Kurz vorm Anlegen, wacht die Crew auf und die Kinder stehen mit großen Augen an Deck und kommentieren jenen Schritt. Jetzt werden wir 3 Wochen erstmal auf Lanzarote bleiben und das süße Hafenleben geniessen. Das Tolle ist, man trifft die unterschiedlichsten Leute. Jeder Gang zum Mülleimer ist interessant und wir bleiben bei so manchem Segelboot hängen, um zu quatschen. Land-ho! Es ist 4.30 wir stehen ein paar Meilen vor Lanzarote. Neben uns rauscht gerade ein schwimmendes Hotel vorbei. Wir werden es wohl gleich im Hafen von Arecife treffen.
Wir melden uns nach dem Anlegen und Ausschlafen. Nur so viel hat alles bestens bisher geklappt. Bissl wenig Wind. Euch einen schönen, ausgeschlafenen Morgen! In Agadir hat’s uns ja nur so bedingt gefallen. Der Souk war super, die Marina gut und günstig aber sonst teuer, sehr touristisch, Essen nur so lala und das Wetter neblig kühl. Nachdem Gabi uns Siegfried einen Rückflug aus Lanzarote hatten, haben wir ein Wetterfenster abgewartet. Die Tage vor unser Abfahrt waren die Winde top aber die Wellen ziemlich hoch. So 3m Welle von der Seite war uns zu viel. An unserem Stichtag waren nur 2 m Welle und ein bisschen Wind vorhergesagt. Also wir morgens gleich zur Polizei und zum Zoll. Der nette Polizist hat Juli noch ein bisschen in seinem Golfcart mit Blaulicht sitzen lassen. Dann hat er schwungvoll den Ausgangsstempel in die Pässe gehauen und uns die offizielle Genehmigung gegeben, Marokko verlassen zu dürfen. Motoren an und raus in die diesige Suppe. Wir fahren mit einem Motor durch die höher werdenden Wellen raus auf den Atlantik. Bald sehen wir nur noch Wasser. Die Wellen sind nicht steil oder bedrohlich, heben uns von der Seite 2m hoch uns lassen uns wieder ins Tal herunter. Leider kommt der angekündigte Wind nicht und wir brummen die Wellen rauf und runter. Ich finde es auch relativ kühl durch die Luftfeuchte. Wenn der Motor läuft haben wir immer genug Wasser und vor allem auch heißes Wasser. Ich freue mich auf eine schöne heiße Dusche. Während ich das heiße Nass genieße höre ich schon aufgeregte Schreie aus dem Cockpit. Als ich hoch komme, wird mir eröffnet, dass ich ein Rudel Delfine verpasst habe. Es bleibt aber keine Zeit zum Ärgern, die nächste Schule rückt schon von hinten an. Große und ganz kleine Delfine schwimmen hinter, neben und vor uns gleichzeitig. Wir wissen gar nich wo wir zuerst hinschauen sollen. Überall springt, prustet und spielt es um uns herum. Die Delfine bleiben 20 Minuten bei uns und haben offensichtlich Spaß mit uns. Kurz vor dem Abend, werden die Wellen unangenehmer. Die Bootsbewegungen ungleichmäßiger. Teile der Crew werden grün um die Nase und es gibt erste Opfergaben an Neptun. Auch mir geht’s zum ersten Mal unserer Reise nicht so gut. Ich esse nichts zu Abend und bleibe bis 22.00 stur nach vorne blickend auf dem Steuersitz hocken. Gegen Mitternacht beruhigen sich die Wellen und wir fahren gemächlich weiter. Am Morgen geht es allen besser und der Tag kann kommen. Nachmittags kommen kleine Vögel an Bord. So die Größe von Rotkehlchen. 100sm von jeder Küste entfernt. Wir glauben erst an verirrte Piepmätze, die sich bei uns ausruhen wollen und nicht so tolle Überlebenschancen haben. Als gegen Abend dann zeitweise 20 Vögel an Bord sind, sind wir uns da nicht mehr ganz so sicher. Manche der Vögel kennen keine Scham und Scheu und fliegen ins Boot rein um Insekten zu jagen. Am nächsten Morgen schaut Luna wirklich beschi**en aus. Die Vögel haben sich verzogen und uns als Klo benutzt. Morgens um 4.00 sehen wir zum ersten Mal Lanzarote. Die Kanaren, waren immer eine Etappe, die wir gern geschafft hätten uns aber nicht sicher waren, ob wir so weit kommen.
Wir sind durch 3 durchwachte Nächte aber nur bedingt Feierbereit und schauen, dass wir unseren Kahn sicher in die Marina bugsieren. Kurz vorm Anlegen, wacht die Crew auf und die Kinder stehen mit großen Augen an Deck und kommentieren jenen Schritt. Jetzt werden wir 3 Wochen erstmal auf Lanzarote bleiben und das süße Hafenleben geniessen. Das Tolle ist, man trifft die unterschiedlichsten Leute. Jeder Gang zum Mülleimer ist interessant und wir bleiben oft bei manchem Segelboot hängen, um zu quatschen. Gestern war verstrahltes Herumlaufen in Agadir ja Program. Heute waren wir alle etwas ausgeschlafener. Also nix Laufen sondern Taxi fahren. Ist hier so billig, dass Laufen sich einfach nicht anbietet. Unser Ziel war ein Souk etwas weiter draußen. Wir hatten mit engen verschlungenen Gassen gerechnet und waren ganz überrascht als wir in eine Halle treten, die so groß wie zwei Wiesn Zelte sind. Wir schlendern durch die Gassen voller Gewürze, Obst, Gemüse und Kochtöpfe. Hie und da probieren und kaufen wir etwas. Die Kinder werden von den Standbetreibern immer wieder mit Goodies zum Probieren gefüttert. Die Metzgerei Stände haben es den Kindern angetan. Ganze Kühe hängen in der Auslage. Eine frisch geschlachtet Kuh und deren Kopf haben es Felix angetan. Er steht fasziniert vor dem Kopf und studiert alles ganz genau.
Gut beladen nehmen wir ein Taxi zurück. Morgen werden wir hier noch einen Tag verbringen und dann Marokko Richtung Lanzarote verlassen. Von Lanzarote werden Gabi und Siegfried Heim fliegen und ein paar Tage später setzt sich auch Kathi mit den Kids in den Flieger. Zu Hause stehen noch ein paar Arztbesuche und die letzten Impfungen für Jonathan auf dem Programm. Ich werde in der Zwischenzeit das Boot weiter auf Vordermann bringen und für den nächsten großen Abschnitt unserer Reise vorbereiten. Der Törn von Rabat nach Agadir ist der mit Abstand längste unserer Reise bisher. 330 sm oder 2 Tage und 3 Nächte. In Rabat haben wir uns wohl gefühlt. Leckeres Essen, interessante Souks, eine verschlungene Medina und freundliche Locals. Aber auch hier zieht langsam der Herbst ein. Nachts ist es schon kühler und tagsüber dauert es ein paar Stunden bis der Tau komplett weg war. Also weiter nach Süden. Die Marina hatte die Ausfahrt durch den Fluss am späten Nachmittag wieder freigegeben nachdem die Wellen etwas nachgelassen hatten. Nach dem Ausklarieren bei den freundlichen Zöllner, Grenzern und Polizisten, hat sich wieder der Lotse vor uns und einem anderem Segler gehängt. Runter den Fluss an der uns mittlerweile vertrauten Altstadt vorbei. Das letzte Mal die Gerüche einer arabischen Stadt aufgesogen und los ging’s auf den Atlantik. In der Ausfahrt stand noch ganz ordentlich Schwell und Kathi musste richtig Gas geben. Vorbei an den Wellenbrechern, an denen sich die Wellen rechts und links neben uns gebrochen haben. Draußen mussten wir uns erstmal dran gewöhnen, dass unsere Welt alle 10 Sekunden durchgeschüttelt wird. Die Crew verschwindet einer nach dem anderen mit grüner Nase in die Kojen. Dem harten Kern schickt Neptun ein ganzes Rudel Delfine vorbei, die sich über uns, die Wellen und die Gesamtsituation freut und vergnügt um uns herum hüpfen. Leider ist der Wind entgegen der Vorhersage mal wieder nicht existent also muss der Motor ran. In der ersten Nachtwache bringe ich uns auf Kurs entlang der Küste Marokkos. Bis Casablanca ist viel Verkehr und es gibt eine Menge an Schiffen zu sehen. Sorgen machen mir die sogenannten Tunny Nets. Fischernetze, die an einer kleinen Boje hängen. Bei Tag sind die Bojen, wenn man man konzentriert nach vorne stiert, mit etwas Glück rechtzeitig zu sehen. Nachts hat man eigentlich keine Chance. Immer wieder sehen wir diese Bojen - auch 20 Seemeilen vor der Küste. Ich entdecke eine neue Funktion in unserem Radar. Diese Wundermaschine warnt uns jetzt, wenn etwas uns zu nah kommt, oder Kurs auf uns nimmt. Unser elektronisches Auge sieht 24 Seemeilen weit und viel mehr als wir jemals könnten. Sehr beruhigend vor allem Nachts. Als der Tag kommt, essen wir ein leckeres Frühstück und vertreiben uns die Zeit mit Schlafen, Spielen und Angeln. Die Nacht ist sternklar und windstill. Am folgenden Morgen kommt etwas Wind auf und wir setzen endlich die Segel. Rauschend ziehen wir unter blauen Himmel dahin. Der Wind nimmt stetig zu. Am Nachmittag kommt eine schöne Welle von hinten dazu. Wir surfen jetzt die Wellen runter. So kann Segeln auch sein. Um den Tag perfekt zu machen, haben wir plötzlich einen Fisch an der Angel. Kathi zieht einen schönen 5kg Tuna rein. Kathi und Siegfried fackeln nicht lange und kurze Zeit später ist der Fisch zerlegt. Zwischenzeitlich haben Welle und Wind respektable Ausmaße angenommen und wir machen uns schnell ans Segelverkleinern. Kurz vor Sonnenuntergang steht nur noch ein handtuchgroßes Segel und wir schießen die Wellen hinunter. Die Wellen sind schneller als wir, überholen uns und regelmäßig brechen sie sich zwischen den Rümpfen. Dann rumpelt und rauscht es. Der Atlantik will unbedingt zeigen, dass nicht immer nur Flaute hier herrscht. Der Wind pfeift mittlerweile mit 30 kn von hinten. Die Wellen, die von hinten angerollt kommen, sind so groß, dass ich aus dem Cockpit nach oben gucken muss. Luna juckt das nicht groß, der Crew ist nicht ganz wohl bei dem Anblick. Ich bin nur froh, dass wir nicht gegen solche Berge anfahren müssen, das ist dann richtig unangenehm. Mittlerweile ist es zappenduster, der Mond lässt noch auf sich warten, das einzige was man gut erkennen kann ist, das Weiß der brechenden Wellen neben und hinter uns. Ich lege vorsichtshalber die Lifeline auch im Cockpit an. Kann ja nicht schaden. Wir müssen nur noch um ein Cap herum, um dann die kleine Strecke nach Agadir zu segeln. Nachdem wir das Cap gerundet haben, lässt der Wind immer mehr nach. Auch die Welle ist schnell wieder weg. Es ist mittlerweile 23.00 Wir haben noch 2-3 Stunden bis Agadir, Kathi schickt mich für eine halbe Stunde ins Bett, holt mich aber nach 15 Minuten wieder. Jetzt haben wir 20kn Wind von vorne. Klasse, wenn der Wind gegen eine alte Welle bläst. Das kennen die Surfer. Das gibt eine schöne steile Welle. Wir schmeißen beide Motoren an und legen die Hebel auf den Tisch. Nur weg von hier. Luna hoppelt durch ein Schlagloch nach dem anderen. Die Kinder pennen derweil seelenruhig weiter. Nur die Erwachsenen fragen sich, was das denn ist. Kurz vor Agadir ist auch dieser Spuk vorbei und wir machen um 3.30 neben der Hafendisco an der Tanke fest. Puh, was für ein Trip. Heute sind wir alle etwas verstrahlt durch die Stadt gelaufen. Agadir ist jetzt nicht so der Hit. Trotzdem ein perfekter Absprung zu den Kanaren, die wir in den nächsten Tagen ansteuern werden. Noch mal 230 sm und dann sind wir in Lanzarote. Stay tuned!
An der marokkanischen Atlantik Küste gibt’s nur 2-3 Marinas für Yachten. Alles andere sind Häfen, die für Segelboote mehr oder weniger geeignet sind. Schade eigentlich. Marokko hat eine Menge zu bieten. Vor allem mit kleinen Kindern ist man hier sehr willkommen. Wir sind schon bestimmt zehn Mal von wildfremden Menschen hier in ihrem Marokko willkommen geheißen worden. Wir haben auch das Gefühl, das wir gern gesehene Gäste sind - im positiven Sinne. Wenn wir im Souk umhergehen, werden wir sehr höflich, freundlich schüchtern behandelt. Null aufdringlich. Die Kinder werden regelmäßig abgebusselt und jung und alt machen Faxen mit den Kindern. Als Kathi Jonathan ein paar Löffel Babybrei verabreicht, macht sofort ein Standbesitzer seinen Stuhl frei und schiebt ihn Kathi hin. Ohne uns danach seine Produkte aufzuzwingen - einfach so aus Freundlichkeit. Rabat hat eine neue Marina, die gut geschützt in einem Fluss liegt und dadurch sehr nah an der Stadt dran ist. Wir nutzen das intensiv und verlaufen uns staunend in den Souks der Medina. Die Kinder lauschen dem Ruf des Muezzins, schauen den betenden Gläubigen in der Moschee zu und stellen viele Fragen. Wir genießen das leckere marokkanische Essen. Heute waren wir in einem tollen Lokal. Wir essen bis wir fast platzen, so lecker schmeckt es uns. Das Beste kommt zum Schluss. Wir sind jetzt schon süchtig nach dem marokkanischen Minztee. Bisher wurde der Tee uns ohne die dazugehörige Zeremonie serviert. Nicht so heute. Der Ober hat großen Spaß das Einschenken zu zelebrieren. Er schenkt den Tee mit voll ausgestreckten Arm in die Tassen, dass es nur so in den Tassen plätschert. Die Kinder lieben die Show und den Tee. Ein marokkanische Großfamilie am Nebentisch leiht sich Jonathan aus. Jeder des Clans busselt ihn ab und schäkert mit ihm. Nach der Hälfte der Großfamilie wird ihm die Zuneigung unheimlich und er will zurück. Mit vollem Bauch schleppen wir uns auf den Burgberg hoch und wandern durch die engen Gassen der Kaspah. Auf dem Weg dorthin werden die Mädels von den Henna Ladies angesprochen. Wir verneinen immer höflich und gehen weiter. Eine der Ladies schnappt sich Juli und macht ihr schneller ein kleines Henna Muster auf die Hand als wir schauen können. Juli ist mega stolz und trägt ihre verzierte Hand eine halbe Stunde stolz vor sich her, bevor wir die Paste abwischen und das Muster in die Haut eingezogen ist. Heute wollten wir aufbrechen, um unseren Weg weiter nach Süden fortzusetzen. Die Wellenvorhersage hat uns den Wink gegeben, lieber noch ein paar Tage die Souks zu besuchen. Ein längst abgeklungener Herbststurm ein paar hundert Meilen im Norden schickt seine Wellen die nächsten Tage runter. Muss ja nicht sein. Hier kann man es aushalten.
Der zweite Anlauf auf den Atlantik war ein voller Erfolg. Diesmal haben wir den Strom in der Straße von Gib nach einer anderen Methode berechnet und der Wind sollte auch aus der richtigen Richtung kommen. Der Wind war auf 10 Knoten vorhergesagt, was sich perfekt anhörte. Also haben wir uns seit 3 Monaten mal wieder einen Wecker gestellt und sind morgens früh aus den Federn. Ablegen und los aufs Wasser. Der Wind lässt sich erst ein bisschen Bitten, kommt dann immer mehr auf. Wir lassen nur ein Segel stehen und kommen gut voran. Die Strömungsberechnung ist natürlich komplett falsch aber der Wind stimmt und so kommen wir voran. Ab Tarifa nimmt der Wind ordentlich zu und nach einer Zeit baut sich dementsprechend eine Welle auf. Der Wind steht gegen den Strom, was nicht so angenehm ist. Die Wellen werden dann steil und brechen sich. Die Wellen kommen von hinten und rauschen unter uns durch. Eine Welle klatscht hinten ans Heck und ein paar Spritzer finden ins Cockpit. Als es dann daran geht nach links Richtung Süden abzubiegen, haben die Wellen schon 2 Meter Höhe erreicht. Ein paar Mal müssen wir aus dem Wellental schon nach oben auf die Wellen gucken. Durch das Abbiegen nach links, kommen die Wassermassen nicht mehr von hinten sondern von der Seite. Nachdem wir immer noch Strom gegen Wind Bedingungen haben, stecken wir ein paar Breitseiten von Brechern ein. Das ist hier schon was anderes als im Mittelmeer. Zu unserem großen Vergnügen, müssen wir nun auch noch ein Verkehrstrennungsgebiet queren. Das sind in viel befahrenen Schifffartswegen Zonen, die wie Autobahnen organisiert sind. Rechts ein Streifen der eine Seemeile breit ist, in der Mitte eine neutrale Zone und Links die Gegenspur. Wie auch auf der Autobahn, ist das queren so eine Sache. Die Spuren sind leider auch gut besucht. Ein 400m Container Monster nach dem anderen Dazwischen immer mal wieder ein 300m Tanker. Super. Also Motoren an und die Hebel auf den Tisch legen. Die Motoren geben was sie können und der Wind pustet auch mit 20 Knoten mit. Wir schießen zwischen zwei Biggies durch, der eine ändert netterweise seinen Kurs, was unseren Blutdruck gut tut. Die zweite Spur klappt gut, hier sind die Lücken zwischen den Schiffen etwas größer. Wir machen drei Kreuze als wir das geschafft haben. Auf der Höhe von Tanger, in der Abdeckung von Marokko, lässt die Strömung der Straße von Gib langsam nach, die ekelhafte Welle wird weniger. Kurz nach dem Sonnenuntergang verabschiedet sich auch der Wind komplet. Wir machen wieder den Motor an, ziehen die schlapp flappenden Segel runter und stellen uns auf 10 Stunden Dauerbrummen ein. Es ist Neumond und damit vollkommene Dunkelheit. Wir sind 15sm vor der Küste und aus der Sichtweite von irgendeiner Lichtquelle. Die Sterne können zeigen was sie können. Die Milchstraße zieht über den Himmel. Ich liege in meiner Nachtwache im Cockpit und schaue staunend in die unendlichen Weiten. Das sind die Stunden beim Segeln, warum man das alles macht. Das Kielwasser leuchtet von den fluoreszierenden Planktonteilchen wie ein Silberschweif hinter uns her. Sogar im Toilettenspülwasser leuchtet und funkelt es beim Spülen. Die Nähe zu dem großen Handelshafen Casablanca fordert stellenweise Konzentration. Viele Handelsschiffe fahren neben, hinter und vor uns. Um 3 Uhr morgens nähert sich eins von hinten. Es fährt ganz knapp neben unserem Kurs. Bei den großen Pötten weiß man ja nicht immer, was die so vor haben und ob die uns sehen. Ich funke den Kahn an und frage, ob er uns sieht und was er so vor hat. Der Kapitän sagt, das er uns sieht und wir auf unserem Kurs bleiben sollen, dann überholt er uns. Genau das macht er dann in einer halben Meile Entfernung. Um 8.00 kriechen alle aus ihren Betten und ich haue Spiegeleier in die Pfanne. Ein deftiges Frühstück nach unser ersten Atlantik-Nachtfahrt ist genau was wir brauchen. Wir vertreiben uns die Zeit mit Gesellschaftsspielen, Bücher (vor)lesen und Angeln. Eine halbe Stunde vor dem Einlaufen in Rabbat holt Kathi die Angel ein. Prompt beißt ein Fisch an. Die letzen 24 Stunde nix und jetzt kurz vorm Ankommen. Die Aufregung ist groß. Kathi zieht Hand über Hand die Schnur ein. Der Fisch will nicht kampflos in unsere Pfanne. Wir sehen den Fisch kurz vor der Badeplattform. Ein schöner Yellowfin Tuna glauben wir. In dem Moment in dem Kathi den Fisch aus dem Wasser lupfen will, hüpft der Fisch vom Haken. 2 Meter vor dem Boot. So ein Ärger. Kathi schmeißt die Angel gleich wieder rein aber nichts will mehr beißen. Land-ho schallt über das Deck! Wir sehen Marokko und machen uns fertig fürs Einlaufen. Ich rufe die Marina über Funk auf englisch. Die Marina liegt 1km Flussaufwärts. Der Fluss ist flach und voller Untiefen. Der Hafen schickt daher auch ein Boot raus, um die Segelboote abzuholen und um die Untiefen herumzulotsen. Nur antwortet niemand auf meine Funksprüche. Ich verbiege meine Zunge und rufe auf französisch. Keine Antwort. Wir versuchen es auf anderen Kanälen aber die Funke bleibt stumm. Ich hatte gelesen, dass das Lotsenboot ein schlechtes Funkgerät hat und nicht antworten kann. Also dümpeln wir vor der Flussmündung herum und warten. Nach ein paar Minuten kommt tatsächlich der Lotse und rauscht mit Vollgas vor uns her. Kathi legt die Hebel auf den Tisch und wir donnern dem Lotsen hinterher den Fluss hoch.
In der Marina machen wir am Willkommenssteg fest und kaum sind die Festmacher angezogen, stehen drei Herren vom Zoll, Immigration und Polizei bei uns im Cockpit. Der Papierkrieg dauert eine halbe Stunde und läuft freundlich ab. Die Kinder lockern die Stimmung wie immer auf und schäkern was das Zeug hält mit den Beamten. Der Snifferdog schafft es nicht zu uns an Bord, also schauen sich die Herren bei uns um. Die Schränke mit den Lebensmittel werden inspiziert und die Motorenräume werden auch in Augenschein genommen. Sie finden nichts und verabschieden sich. Wir verlegen auf unseren Liegeplatz und feiern mit einem Anleger unseren Törn. |
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Juli 2019
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